Dieter Möhrmann (links) scheidet nach 48 Jahren aus dem Aufsichtsrat der Heidjers Stadtwerke aus; viele Jahre lang war er dessen Vorsitzender oder stellvertretender Vorsitzender. Wie kein anderer hat er die Geschicke des Unternehmens mitgeprägt. Neu an di

Wechsel im Aufsichtsrat: Rolf Weinreich folgt auf Dieter Möhrmann

Aufsichtsrat der Heidjers Stadtwerke wählt Rolf Weinreich zum neuen Vorsitzenden – Dieter Möhrmann verabschiedet sich nach fast 50 Jahren aus dem Gremium 

Rolf Weinreich ist neuer Vorsitzender des Aufsichtsrats der Heidjers Stadtwerke. Die 14 weiteren Mitglieder des Aufsichtsrats haben ihn in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig bis zur nächsten Kommunalwahl gewählt. Feierlich verabschiedet haben sich die Aufsichtsräte bei diesem Termin von Dieter Möhrmann, der seit 48 Jahren ununterbrochen Aufsichtsrat der Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen (Heidjers Stadtwerke) ist und viele Jahre deren Vorsitzender war, so von 1996 bis 2001 sowie von 2011 bis März 2020; stellvertretender Vorsitzender war er von 1973 bis 1996 und von 2001 bis 2011. Die Aufsichtsräte würdigten seine Verdienste für das Unternehmen: Wie kein anderer hat er die großen Umbrüche in der Energiewirtschaft miterlebt und die Zukunft der Heidjers Stadtwerke unter verändernden Bedingungen über fast fünf Jahrzehnte maßgeblich mitgestaltet. Während der Amtszeit von Dieter Möhrmann hat sich zum Beispiel das Versorgungsgebiet für Strom stetig vergrößert. 1974 haben die Stadtwerke das Hallenbad Heidjers Wohl eröffnet – bereits mit einem Blockheizkraftwerk, das überschüssigen Strom ins Schneverdinger Ortsnetz einspeist. Zu den Meilensteinen seiner Tätigkeit gehörte auch, dass die Stadtwerke 1981 die Stadt Schneverdingen an das Erdgasnetz anschließen konnten und 1999 mit der Energieversorgung Neuenkirchen zu der Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH fusionierten. In diesem Zug übernahmen die Stadtwerke auch die Abwasserentsorgung für beide Kommunen mitsamt der entsprechenden Anlagen.

Nachfolger Rolf Weinreich, Jahrgang 1970, ist ein langjähriger Weggefährte von Dieter Möhrmann, parteipolitisch sowie im Aufsichtsrat der Heidjers Stadtwerke; denn auch er ist bereits seit 2006 ununterbrochen Mitglied des Aufsichtsgremiums. Der Kaufmann und SPD-Parteikollege engagiert sich besonders für die Lebensqualität in der Region; unter anderem ist er seit vielen Jahren stellvertretender Vorsitzender des TV Jahn Schneverdingen e.V. Er verabschiedete den scheidenden Vorsitzenden mit einer Lobrede, in der er vor allem die Weitsicht des heute 72-Jährigen hervorhob. „Stets stellte er frühzeitig die richtigen Fragen und hatte so einen wesentlichen Anteil daran, die Stadtwerke immer so weiterzuentwickeln, dass sie als eigenständig am Markt agierendes Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt sind“, betonte Rolf Weinreich. Das gelte auch für seine Vorreiterposition in umweltbewusstem Denken. Bereits 2011 wurde die erste Stromtankstelle am Verwaltungsgebäude der Stadtwerke eingeweiht. Heute seien die Stadtwerke ein modernes Versorgungs- und Dienstleistungsunternehmen mit einer breiten Produktpalette und einer Bilanzsumme von 55,5 Millionen Euro, informierte er und fügte hinzu: „Das Unternehmen ist inzwischen auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor vor Ort. Von jedem erwirtschafteten Euro gehen zirka 40 Cent zurück in die Region, was also weitere direkte und indirekte Arbeitsplätze bedeutet.“ Auch das war ein wichtiges Anliegen von Dieter Möhrmann. Stets achtete er darauf, Aufträge wo möglich an lokale Firmen zu vergeben, um die regionale Wirtschaftskraft zu stärken.

Im Namen der Aufsichtsräte und des Geschäftsführers Lars Weber dankte er auch Dr. Karl-Ludwig von Danwitz, der den Vorsitz des Aufsichtsrats von Dieter Möhrmann im März 2020 kommissarisch übernommen hatte. Der Aufsichtsrat bestimmt die Ausrichtung des Unternehmens mit, berät die Geschäftsführung und überwacht deren Tätigkeiten und Entscheidungen.

Abschied nach fast 50 Jahren
Mitglied des Aufsichtsrats ist Dieter Möhrmann im Herbst 1972 geworden. Fast 50 Jahre hat er sich für die Bürgerinnen und Bürger im Versorgungsgebiet sowie für das Wohl der Stadtwerke engagiert. „Als Unternehmen, das zu 100 Prozent in kommunaler Hand liegt und mit Aufgaben der Daseinsvorsorge betraut ist, sind wir den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet“, erklärt der ehemalige Bürgermeister Schneverdingens. Heidjers Stadtwerke sollen effizient und modern wirtschaften, um ihren Kunden günstige Preise sowie nützliche Produkte und Dienstleistungen bieten zu können. „Die preisgünstige Versorgung der Menschen mit Energie und Trinkwasser war mir stets wichtig“, ergänzt Dieter Möhrmann. Bei der Liberalisierung des Energiemarktes im Jahr 1998 kam diese Philosophie den Stadtwerken entgegen. Denn jetzt galt es, auch preislich im Wettbewerb zu bestehen: „Aus Verbrauchern wurden Kunden mit Wahlmöglichkeiten. Das hat zu einem gesunden Wettbewerb unter den Energieversorgern geführt und die Strukturen der Versorgungsunternehmen total umgekrempelt. Wer seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, war weg aus dem Markt“, erklärt Dieter Möhrmann, unter anderem auch ehemaliger Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages.

Dieter Möhrmann hat Meilensteine der Heidjers Stadtwerke mitgestaltet: ob mit dem Neubau des Hallenbads Heidjers Wohl 1974, das 2019 für den jüngsten Umbau mit dem German Design Award ausgezeichnet worden ist, oder dem Aufbau des Geschäftsfelds Erdgas in den 1980er-Jahren, dem Gewinn der Erdgas-Konzessionen 1988 mit Fintel und Vahlde oder der sukzessiven Erweiterung des Strom-Versorgungsgebiets. Seit 1999 obliegt zudem sowohl die Trinkwasser- als auch die Abwasserversorgung von Schneverdingen und Neuenkirchen den Heidjers Stadtwerken. Startschuss für den Aufbau der Telekommunikationssparte war 2017; hier fand der Spatenstich für den Ausbau in Schneverdingen statt; intern schreitet aktuell die Digitalisierung massiv voran. „Das Arbeiten in einem Gremium, das stets die Zukunft des kommunalen Unternehmens und die Lebensqualität in der Region im Fokus hat und diese mit großer Einigkeit gestaltet, hat mir immer sehr viel Freude bereitet“, resümiert der scheidende Dieter Möhrmann, „niemand verfolgt hier Eigen- oder Fraktionsinteressen, wir haben die Entscheidungen immer mit großen Mehrheiten getroffen.“

Konstanz gesichert
„Unsere Aufgabe im Aufsichtsrat ist es darauf zu achten, dass die Stadtwerke auch in Zukunft wirtschaftlich und im Sinne der Gemeinden und ihrer Einwohner handeln, die sie mit lebenswichtigen Elementen wie Strom, Gas, Trinkwasser und Telekommunikation versorgen“, erklärt Rolf Weinreich. Die wirtschaftliche Situation des Dienstleistungsunternehmens sei stabil, seine Ertragslage konstant gut. „Bei sinkenden Margen im Energievertrieb und höherer Komplexität in der Verwaltung – auch durch regulatorische Rahmenbedingungen – sehe ich als Herausforderung, die eigenständige Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu erhalten“, meint der neue Vorsitzende des Aufsichtsrats, der beruflich in führender Position bei artis tätig ist.

 „Neben dem Aufbau neuer Geschäftsfelder wie Telekommunikation und E-Mobilität spielen hierfür eine hohe Effizienz der internen Prozesse, persönliche Kundennähe und maßgeschneiderte Produkte für die Menschen vor Ort eine Rolle. Die unter Lars Weber begonnene Neuausrichtung kommt gut voran. Ich bin sehr zuversichtlich, wenn ich an die Zukunft des Unternehmens denke“, fasst er seine Überzeugung zusammen. Besonders große Stärken der Heidjers Stadtwerke sieht er in der konzernfreien Aufstellung und der Haltung der Menschen, die für das Unternehmen arbeiten. „Sie wollen, dass ihre Kundinnen und Kunden zufrieden sind und legen sich dafür und für unsere Heimatregion richtig ins Zeug. Diese gelebte Qualität und Nähe begeistert mich“, sagt der SPD-Politiker. Auch wenn die Herausforderungen der Energiewende und des fortschreitenden Klimawandels groß seien, freue er sich auf seine neue Aufgabe. „Ich bin sicher, dass wir gemeinsam weiterhin an einem Strang ziehen werden, um das Unternehmen im Sinn der Kommunen voranzubringen und deren Versorgung mit Energie und Trinkwasser langfristig zu sichern. Die Konsistenz ist gewährleistet“, informiert der Kaufmann.“ Wichtig ist mir deshalb, die Energiewende bei den Stadtwerken weiterhin ganzheitlich und Schritt für Schritt anzugehen. Wir werden als Aufsichtsrat diesen Weg in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung fortsetzen.“ 

Heidjers Stadtwerke versorgen inzwischen in einem Gebiet von 286 Quadratkilometern rund 27.700 Menschen in Schneverdingen, Neuenkirchen, Fintel und Vahlde mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen. In ihrem jüngsten Geschäftsfeld, der Telekommunikation, haben sie bereits gut 180 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und circa 750 Internet-Kunden unter Vertrag.

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