Die Heidjers Stadtwerke haben 17 Messstellen installiert, die den Fremdwasserzufluss zur Kläranlage Schneverdingen messen.

Dem Wasser auf der Spur

Seit Anfang Februar läuft das neue Messprogramm der Heidjers Stadtwerke: Im Zulaufbereich der Kläranlage hat der Energieversorger 17 Messstellen installiert, um den Fremdwasserzufluss dort genau zu überwachen. „Wir wollen herausfinden, wo Fremd- und Regenwasser ins Schmutzwassersystem gelangt, um gezielt gegensteuern zu können und die Schneverdinger Kläranlage künftig zu entlasten“, erklärt Sascha Bülow, Abwassermeister der Heidjers Stadtwerke. Das sei dringend nötig, denn die Starkregenereignisse im Jahr 2024 hätten gezeigt, wie schnell die Grundwasserspiegel ansteigen können und die Kläranlagen an ihre Grenzen bringen. Bei der Visualisierung der Messdaten arbeiten die Heidjers Stadtwerke mit einem externen Dienstleister zusammen.

Moderne Messtechnik für präzise Daten
Seit Anfang Februar sind knapp 50 Sensoren an den 17 Messstellen aktiv. Damit sind die Stadtwerke in der Lage, den gesamten Zulaufbereich der Kläranlage zu überwachen und Fremdwasserquellen zu identifizieren. Fremdwasser kann aus verschiedenen Quellen stammen. Häufige Ursachen sind etwa falsch angeschlossene Leitungen (z.B. Regen- oder Drainageleitungen), Schachtöffnungen, durch die Regenwasser über Lüftungsöffnungen in die Kanalisation gelangt, oder Rückstau aus Gewässern. Die kleinen Geräte – eine Kombination aus Druck- und Ultraschallsensoren – berechnen auf Grundlage des Wasserstands und des Leitungsquerschnitts das durchfließende Abwasservolumen. Die erfassten Daten werden in Echtzeit per GPS an ein digitales Portal übermittelt. „Unser Team kann die Daten jederzeit abrufen und gezielt auswerten. So erhalten wir ein genaues Bild darüber, wo und wie viel Fremdwasser ins System gelangt“, sagt Sascha Bülow.

Herausforderung für die Kläranlage Schneverdingen
Die Kläranlage Schneverdingen muss aktuell nicht nur das reguläre Schmutzwasser aufbereiten, sondern auch bis zu 55 Prozent Fremdwasser, das eigentlich keine Abwasserbehandlung erfordert. Während im Sommer ein Wasserzufluss von etwa 3.000 Kubikmetern pro Tag üblich ist, kann die Menge im Winter auf bis zu 3.500 Kubikmeter steigen. Aktuell liegt der Zufluss zur Kläranlage jedoch bei 4.500 Kubikmetern pro Tag, was für die Anlage eine erhebliche Mehrbelastung darstellt. Diese zusätzlichen Mengen an Fremd- und Regenwasser sorgen auch für höhere Kosten, denn die Kläranlage muss mehr Wasser reinigen, was zusätzliche Ressourcen und Energie erfordert. „Es braucht hier langfristige Lösungen, um die Kläranlage spürbar zu entlasten. Das neue Messprogramm soll genau diese liefern“, erläutert Sascha Bülow.

So geht es im April weiter
Bis Anfang April läuft die erste Messkampagne, danach folgt die Auswertung der Daten durch Sascha Bülow und sein Team. Anschließend könnten weitere Untersuchungen folgen, etwa Kamerabefahrungen der Kanäle oder gezielte Anpassungen im Entwässerungssystem. „Das Messprogramm ist ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren und effizienteren Abwasserbewirtschaftung für Schneverdingen und die umliegenden Gemeinden“, betont der Abwassermeister.

Messkonzept in Neuenkirchen dient als Vorbild
Neben der Kläranlage in Schneverdingen betreiben die Heidjers Stadtwerke auch eine in Neuenkirchen. Dort haben Sascha Bülow und sein Team bereits in den vergangenen zwei Jahren ein ähnliches Messkonzept für den Mischwasserbereich umgesetzt. Die dort gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass Fremdwasserzuflüsse ein zentrales Problem sind. Diese Erfahrungen fließen nun in die Maßnahmenplanung für Schneverdingen ein.

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