Johannes Heger
Johannes Heger, Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU) und Geschäftsführender Gesellschafter der Heger Gruppe GmbH, spricht.

Unternehmen verlangen klare Antworten in Energiefragen

Der rheinland-pfälzische Unternehmerverband LVU verlangt rasche und klare Entscheidungen in der Energiepolitik, damit energieintensive Industriebranchen nicht ins Ausland abwandern. «Wenn der Staat diese Industrien hier halten will, muss er Anreize setzen oder Entlastungen anbieten», sagte der Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände (LVU), Johannes Heger, im Redaktionsgespräch der Deutschen Presse-Agentur. «Die auf den Weg gebrachten Entlastungen durch Gas- und Strompreisbremse sind für viele Unternehmen noch ein Buch mit sieben Siegeln. Da ist große Unklarheit, es gibt extrem umfangreiche Verordnungen.»

Heger sprach von einem «typischen Fall», in dem etwas politisch schnell in die Welt gesetzt werde, der Staat dann aber mit den Antworten warte, wie die Dinge konkret umgesetzt werden sollen. «Die Unternehmen sind in ihren Planungen schon mitten in dem Jahr und wissen immer noch nicht genau, wie es laufen soll», kritisierte er.

Deutschland versuche seit Jahrzehnten damit zurechtzukommen, ein Hochlohnland zu sein, und habe dafür verschiedene Strategien entwickelt. «Durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine haben die Energiekosten für die Unternehmen ein so hohes Niveau erreicht, dass die Belastung in diesem Bereich gar nicht mehr so weit weg ist von denen der Lohnkosten», erklärte er.

Deutschland nehme bei den Energiepreisen im internationalen Vergleich eine Spitzenstellung ein, sagte der LVU-Präsident. «Wir schauen mit Neid beispielsweise in die USA und nach Kanada, wo Gas nur rund 20 Prozent von dem kostet, was Unternehmen hier bezahlen müssen. Die Frage ist, wie wir damit fertig werden und wie schnell wir Lösungen finden.» Es gehe darum, ob die Produktion in Deutschland bleibe oder ins Ausland verlagert werde. «Auch Frankreich mit dem vermeintlich billigen Atomstrom und Spanien mit dem frühzeitig eingeführten Strompreisdeckeln haben günstigere Energiepreise. Auch in der EU wird da mit harten Bandagen gekämpft.»

Wenn die Firmen wegen des Lohnpreisgefälles in der Vergangenheit Produktion ins Ausland verlagert hätten, gebe es keinen Grund anzunehmen, dass sie das jetzt bei diesem Energiekostengefälle nicht auch tun wollten oder müssten, warnte er. «Dann wird aber nicht mehr lange darüber geredet. Großunternehmen handeln da sehr schnell und konsequent.» Der Mittelstand mit vielleicht nur einem Werk tue sich mit solchen Entscheidungen schwerer. Kleinere und mittelgroße Unternehmen würden mit allen Mitteln versuchen, trotz allem im eigenen Land erfolgreich zu sein.

Heger hat die Auswirkungen der in die Höhe geschnellten Energiepreise in dem von ihm geführten Familienunternehmen in der Pfalz schmerzhaft zu spüren bekommen. «Wir haben als mittelständische, eigentümergeführte Gießerei im vergangenen Jahr erleben müssen, wie die Stromkosten um das Sieben- bis Achtfache angestiegen sind», berichtete er. Der Strompreis müsse praktisch unverzüglich bezahlt werden. Bis sein Unternehmen aber das Geld für verkaufte Produkte erhalte, vergingen aber meist drei, vier Monate. «Das auf die Dauer vorzufinanzieren, bringt das eine oder andere Familienunternehmen an den Rand seiner Möglichkeiten. Wir konnten das dann nicht mehr.»

Insolvenz anzumelden sei das Letzte, was ein Firmeneigentümer tun wolle, räumte Heger ein. «Wenn es aber zur juristischen Frage wird, ob man sich in ein Risiko begibt, muss man zum Eigenschutz diesen Schritt auch gehen.»

Die Heger-Gruppe hat zwei Standorte im Landkreis Kaiserslautern. «Wir hatten uns vor einem Jahr bereits entschieden, den alten Standort, die Heger-Guss-Gießerei in Enkenbach, nicht weiter zu betreiben. Dort haben wir inzwischen eine Betriebsstilllegung. Rentable Aufträge konnten wir in die neue Gießerei zu Heger-Ferrit nach Sembach verlagern.» Dort habe das Unternehmen ein solides Auftragspolster und einen guten Plan für dieses Jahr. Daher sei er zuversichtlich, «dass wir uns wieder erfolgreich freischaufeln können und aus der Insolvenz herauskommen». Das Unternehmen komme möglicherweise gestärkt aus dieser Phase heraus. «Die Eigentümer eines mittelständischen Unternehmens müssen aber schmerzhafte Einschnitte hinnehmen, die nicht mehr repariert werden können.»

Heger berichtete weiter, er habe seine Kollegen im LVU-Vorstand und der Verbandsspitze in Berlin gefragt, ob sie glaubten, dass er die rheinland-pfälzische Wirtschaft angesichts der Insolvenz seines Unternehmens gut vertreten könne. «Mir wurde überall gesagt: Du bist doch genau derjenige, der auf den Punkt bringt, was jetzt gerade in diesem Land passiert und wogegen wir uns stemmen müssen.» Solange er diesen Rückhalt habe, könne er sein Ehrenamt weiter ausüben.

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