Tausende Besucher bei Festival gegen LNG-Pläne vor Rügen
Rund 3500 Menschen haben nach Veranstalterangaben das dreitägige «Widerklang»-Festival gegen das vor Rügen geplante Terminal für Flüssigerdgas (LNG) besucht. Das teilte Kai Gardeja, Tourismusdirektor der Gemeinde Ostseebad Binz, am Sonntag mit.
Seit Freitagabend hatte es Konzerte, Debatten und Workshops an verschiedenen Orten im Ostseebad gegeben. Am letzten Tag stand neben weiterer Musik auch eine Lesung mit dem Titel «Rettet den Hering» auf dem Programm. Die Anbindungsleitung des Terminals soll durch den Greifswalder Bodden verlegt werden, der als Kinderstube für Heringe gilt.
Als Musiker hatten sich etwa die Sänger Alexander Knappe, Marlo Grosshardt und Dirk Zöllner angekündigt. Bereits Ende Februar hatten etwa 2500 Menschen auf der Insel gegen die Pläne demonstriert.
Veranstaltet beziehungsweise unterstützt wird das Festival laut Organisatoren durch Kommunen und Gemeinden von der Insel, den Tourismusverband Rügen, den Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Fridays for Future, Greenpeace, Sea Shepherd, Dehoga Mecklenburg-Vorpommern und weiteren Gruppen.
Für die Organisatoren ist das LNG-Projekt umweltschädigend, teuer und überflüssig. Zudem sehen sie die Gefahr, dass das Ökosystem vor der Insel zerstört wird. Vorab betonten die Organisatoren, dass sich die Veranstaltung von Rechtspopulisten, Reichsbürgern und weiteren ähnlichen Gruppierungen distanziere, die derzeit versuchten, das Thema an sich zu reißen.
Nach bisherigen Plänen sollen in der Ostsee vor Sellin im Südosten Rügens zwei Plattformen gebaut werden, an denen schwimmende Flüssigerdgas-Terminals festmachen sollen. Nach dem Mitte Januar offiziell eröffneten Terminal in Lubmin wäre es das zweite in Vorpommern. Das Projekt vor Rügen soll der Energiekonzern RWE im Auftrag der Bundesregierung umsetzen.
CDU-Fraktionsvorsitzender Franz-Robert Liskow sprach sich gegen den Standort aus. «Rügen ist der falsche Ort für ein LNG-Terminal. Die Insel Rügen ist für Mecklenburg-Vorpommern ein Touristenmagnet, eine Industrieanlage wie das geplante LNG-Terminal passt schlicht nicht zur Insel.» Das Terminal dürfe nicht gebaut werden, zumindest müsse der Abstand zur Küste erheblich größer werden.
Das Bundeswirtschaftsministerium verwies jüngst darauf, dass die Planungen noch nicht abgeschlossen seien, Gespräche liefen noch. «Daher kann über Einzelheiten des Projektes noch keine Auskunft gegeben werden. Es gibt noch keine finalen Entscheidungen.» Eine Sprecherin relativierte zudem erneut hohe Angaben, die zur Kapazität des Terminals kursieren. Für den Winter 2023/24 sei ein Spezialschiff eingeplant, das fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich einspeisen könne.
Deutschland setzt beim Ersatz russischen Pipeline-Gases unter anderem auf per Schiff geliefertes LNG und baute für den Import mehrere Terminals - neben Lubmin ebenfalls in Wilhelmshaven in Niedersachsen sowie Brunsbüttel in Schleswig-Holstein.