Pipeline
An der Wilhelmshavener Anbindungs-Leitung (WAL) wird gearbeitet.

Pipeline fast fertig: Gas vor Weihnachten erwartet

Mit dem Einbau eines letzten Pipelinestücks sind in Ostfriesland die Weichen für den Import von Flüssigerdgas (LNG) über ein Terminal in Wilhelmshaven gestellt worden. Auf einer Baustelle bei Friedeburg im Landkreis Wittmund wurde am Montag das letzte Teilstück für die rund 26 Kilometer lange, unterirdische Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL) verlegt. Mit letzten Schweißnähten sollte die Pipeline im Lauf des Tages an eine bestehende Leitung und so an das Gasfernnetz angeschlossen werden. «Noch vor Weihnachten erwarten wir hier das erste LNG», sagte der technische Geschäftsführer des Gasnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE), Thomas Hüwener.

Über die Leitung soll das am Terminal in Wilhelmshaven angelieferte LNG nach seiner Umwandlung in den gasförmigen Zustand ins Netz eingespeist werden. Falls das angelandete LNG nicht umgehend benötigt wird, soll es mithilfe der Pipeline in Gasspeichern zwischengelagert werden. Am Endpunkt der Leitung liegt eines der größten Kavernenfelder in Nordwesteuropa. Das LNG-Terminal soll am Wochenende offiziell eröffnet werden. Dazu wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet.

Für die neue Leitung wurden vom Voslapper Groden, nördlich von Wilhelmshaven, rund 1500 Rohre bis nach Etzel bei Friedeburg verlegt. Dort verläuft die Pipeline Netra, mit der bislang norwegisches Gas transportiert wird. OGE-Geschäftsführer Hüwener sagte, die neue Pipeline sei die Tür des LNGs zu Haushalten und Industrie. Künftig soll die WAL auch Gase wie Wasserstoff transportieren können.

Anfangs soll die Pipeline eine jährliche Kapazität bis zu 10 Milliarden Kubikmetern haben. Mit einem weiteren Ausbau des Gasnetzes im Hinterland sind laut OGE mittelfristig bis zu 28 Milliarden möglich. Mit dem LNG-Import über das erste Terminal in Wilhelmshaven könnten pro Jahr 50 Terawattstunden Erdgas eingespeist werden, sagte Hüwener. Mit der Anbindung eines zweiten schwimmenden LNG-Terminals, das ein Konsortium im Herbst 2023 in Wilhelmshaven in Betrieb nehmen will, sei es etwa die doppelte Menge.

«100 Terawattstunden - das sind 20 Prozent der Mengen, die wir früher aus Russland bezogen haben. Das heißt, die WAL wird erheblich dazu beitragen, dass wir uns aus der Umklammerung der Energielieferung aus Russland lösen können», sagte Hüwener. Mit dieser Gesamtmenge könnten fünf Millionen Haushalte ein Jahr lang versorgt werden.

Am neuen Terminal in Wilhelmshaven soll am 22. Dezember zum ersten Mal Gas ins deutsche Netz fließen, wie zuletzt aus Marktmitteilungen des Gasimporteurs Uniper hervorging. Das Spezialschiff zur Regasifizierung, das Herzstück des Terminals, wird voll beladen in den kommenden Tagen in Wilhelmshaven erwartet.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies sagte, die Pipeline sei entscheidend, damit die Energieversorgung gesichert sei. Lies hob hervor, dass die Pipeline in neun Monaten geplant und fertiggestellt worden sei. Den zügigen Baustart machte das LNG-Beschleunigungsgesetz des Bundes möglich.

«Ich glaube, die Pipeline ist ein gutes Signal dafür, wie schnell wir Netze ausbauen müssen», sagte der SPD-Politiker. Die Bau- und Genehmigungszeit müsse nun auch der Maßstab für den Ausbau der erneuerbaren Energien und von Stromleitungen sein. Dazu sollten Antragssteller und Verfahrensbeteiligte enger zusammenarbeiten.

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