Küstenkraftwerk Kiel
Vier Schornsteine des Küstenkraftwerks Kiel.

Küstenkraftwerk soll mit Wasserstoff klimaneutral werden

Kiel könnte mit seiner Energieversorgung weltweit Vorreiter werden. Die Stadtwerke wollen ihr Küstenkraftwerk von 2035 an klimaneutral mit Wasserstoff statt Erdgas betreiben, sagte Technikvorstand Jörg Teupen am Mittwoch. Die Umstellung käme damit fünf Jahre früher als bisher vorgesehen. Teupen unterzeichnete zusammen mit dem Vorstandschef des Unternehmens Innio, Olaf Berlien, eine entsprechende Absichtserklärung. Innio hat die Großmotoren für das Küstenkraftwerk geliefert.

Voraussetzung für die Umstellung des Betriebs sei eine sichere und wirtschaftliche Versorgung mit Wasserstoff, sagte Teupen. Das Küstenkraftwerk wäre das weltweit erste Großmotoren-Heizkraftwerk, das mit grünem Wasserstoff betrieben wird. «Ich glaube, dass wir hier ein Stückchen Energiegeschichte schreiben», sagte Berlien. Aber: «Wir brauchen die Infrastruktur dafür.»

Die Bundesregierung hatte ihre nationale Wasserstoffstrategie im Sommer 2020 beschlossen. Seitdem sei nicht viel passiert, kritisierte Teupen. Wenn er der Bundesregierung und der EU-Kommission einen Rat geben dürfe, dann den: «Sorgt dafür, dass Deutschland mit Wasserstoff geflutet wird.» Allerdings müsse Wasserstoff auch bezahlbar sein.

Als grün wird Wasserstoff bezeichnet, wenn er per Elektrolyse zum Beispiel mit Wind- oder Sonnenstrom gewonnen wird. Wird dieser Wasserstoff wieder zur Erzeugung von Strom und Wärme eingesetzt, ist das klimaneutral. Für Wasserstoff kann das vorhandene Erdgasnetz genutzt werden, es muss dafür aber technisch ertüchtigt werden. Wasserstoff - zum Beispiel aus Nordafrika - kann dort in Ammoniak oder verflüssigtes Gas umgewandelt werden und dann problemlos in Tankschiffen nach Europa transportiert werden.

Das Küstenkraftwerk besteht aus 20 Gasmotoren mit einer Nennleistung von zusammen 191 Megawatt, einem Elektrodenkessel und einem Wärmespeicher. Jeder einzelne Motor hat 20 Zylinder, 500 Liter Hubraum und leistet rund 9,5 Megawatt. Die Motoren werden nach Bedarf einzeln gesteuert, ihre Reaktionszeit beträgt nur wenige Minuten. So kann je nach Bedarf Strom und Wärme erzeugt werden.

Über den Elektrodenkessel kann das Kraftwerk auch einen Überhang etwa an Windstrom in Wärme umwandeln. Der Speicher für die Fernwärme kann mehr als 1500 Megawattstunden Wärme in 30.000 Kubikmetern Wasser aufnehmen. Der Gesamtwirkungsgrad des Küstenkraftwerks beträgt mehr als 90 Prozent.

Auf dem Nachbargelände, auf dem gerade das alte Kohlekraftwerk abgerissen wird, sollen weitere Bausteine der Energiewende entstehen, kündigte Teupen an. 2028 und 2032 sollen Großwärmepumpen mit einer thermischen Leistung von jeweils fünf Megawatt in Betrieb gehen. Sie werden Wärme aus dem Wasser der Förde nutzen. Außerdem könnte auf dem Gelände ein Elektrolyseur zur Herstellung von Wasserstoff gebaut werden.

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