Energiekrise
Irland steht nach Ansicht von Experten vor einer schweren Energiekrise.

Irland könnte auf Energiekrise mit Blackouts zusteuern

Angesichts geringer Versorgung und fehlender Speicher steuert das EU-Mitglied Irland nach Ansicht einer Expertin auf eine schwere Energiekrise zu. Bereits im bevorstehenden Winter könne es unter bestimmten Umständen zu Stromausfällen kommen, warnte Muireann Lynch vom Forschungsinstitut Economic and Social Research Institute (ESRI) in Dublin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Im Winter 2023/24 seien solche Blackouts dann kaum noch zu vermeiden. Lynch verwies auf das starke Wirtschaftswachstum des EU-Landes sowie die zunehmende Bevölkerung. Zudem würden immer mehr Rechenzentren ans Netz gehen. Dies alles erhöhe die Nachfrage.

Keine eigene Gaserzeugung

«Leider haben wir die Versorgung nicht im gleichen Maße erhöht», sagte Lynch. Es gebe zwar viel erneuerbare Energie, vor allem durch Onshore-Windparks. Allerdings sei sich nicht um die Gaserzeugung gekümmert worden. Vor der irischen Küste gibt es nur ein erschlossenes Gasfeld. Es deckt bisher 25 Prozent des Bedarfs, aber wird Schätzungen zufolge 2030 erschöpft sein. Der Großteil wird aus Großbritannien importiert, es gibt weder Gas- noch Stromspeicher.

Die Exploration von Ölfeldern hatte die Regierung vor einiger Zeit bereits ausgeschlossen, um beim Klimaschutz aufzuholen. In den kommenden zwölf Monaten werde zudem aller Voraussicht nach das mit Öl angetriebene Kraftwerk Tarbert vom Netz gehen, sagte Lynch.

«Wenn es den Anlagenbetreibern nicht gelingt, ganz schnell neue Notstromaggregate zu errichten, dann wird es im nächsten Winter noch enger, weil wir dann eine noch stärkere Reduzierung auf der Angebotsseite haben und wahrscheinlich keine ausreichende Versorgung ans Netz kommt», sagte die Expertin. Die Nachfrage werde aber weiter steigen. «Vorausgesetzt, dass Tarbert in den Ruhestand geht, weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie wir Blackouts vermeiden sollen», sagte die Expertin. Helfen könne nur Glück mit dem Wetter: «Dann müsste der Wind immer genau dann wehen, wenn wir ihn brauchen.»

«Wir waren zu optimistisch»

Schnelle Hilfe sei nicht in Sicht, sagte Lynch. «Für andere EU-Mitglieder gibt es derzeit keine physische Möglichkeit, mit ihren Gasvorräten zu helfen, da wir kein LNG-Terminal und keine Gasspeicher haben.» Beides sei dringend notwendig, mahnte die Expertin, zumal Flüssigerdgas (LNG) die Abhängigkeit von globalen Gaspreisen reduzieren würde.

«Wir waren zu optimistisch, dass wir es mit Wärmepumpen und Elektroautos schaffen können.» Lynch forderte zudem, Planungsprozesse zu verschlanken und Bürokratie abzubauen.

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