Kernfusion
Den Zeitungen «Financial Times» und «Washington Post» zufolge ist Forscherinnen und Forschern im Auftrag der US-Regierung erstmals eine Kernfusion gelungen, bei der mehr Energie gewonnen als verbraucht wurde.

Durchbruch in Kernfusion: Forscher gratuliert US-Kollegen

Der Leiter der Großforschungsanlage Wendelstein 7-X in Greifswald sieht in neuen Ergebnissen eines US-Forscherteams im Bereich der Kernfusion einen «Durchbruch». Was den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelungen sei, sei sehr beeindruckend, sagte Thomas Klinger am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Erstmals wurde beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie gewonnen als Laserenergie zur Auslösung erforderlich war, wie US-Energieministerin Jennifer Granholm am Dienstag in Washington verkündete. «Das ist wirklich ein Schritt, also ein wichtiger Schritt», sagte Klinger.

Bei der Kernfusion werden kleine Atomkerne zu größeren verschmolzen - fusioniert -, die Technologie gilt als sauber und sicher. Diese Energiegewinnung ähnelt den Vorgängen in Sternen wie der Sonne. Eines Tages könnte mithilfe der Kernfusion klimaneutral und sicher Strom in riesigen Mengen erzeugt werden. Auch in Greifswald wird an diesem Ziel gearbeitet. Hier kommet allerdings ein anderes Verfahren zum Einsatz, bei dem nicht Laser, sondern Magneten eine zentrale Rolle spielen.

Klinger sagte, dass unter Berücksichtigung des Energiebedarfs der gesamten technischen Anlage auch in Kalifornien nicht mehr Energie erzeugt als verbraucht wurde. Die Rechnung beziehe sich vielmehr auf die im physikalischen Prozess ankommende Energie. Es sei wissenschaftlicher Standard, zunächst die Energie innerhalb eines solchen Prozesses zu bilanzieren. Hier gehe es um die grundlegende Physik. Danach folgten technische Fragen.

Der Physiker verwies darauf, dass die Energieeffizienz von Lasern wie in Kalifornien bislang niedriger sei als bei Heizsystemen wie sie in Greifswald verwendet werden - etwa mit Mikrowellen. Auch sieht er Probleme bei der Übersetzung in ein Kraftwerks-Design. Die Forscher in den USA hätten ihr System wochenlang für das Experiment justiert. Für ein Kraftwerk brauche man aber gleichzeitig unzählige Fusionsreaktionen über einen längeren Zeitraum. Hier sieht er zunächst Vorteile bei der Kernfusion mit Magneten.

Dass in solchen Anlagen noch nicht mehr Energie produziert als hereingegeben wurde, hänge damit zusammen, dass die Anlagen bislang schlicht zu klein seien. Ein derzeit in Südfrankreich entstehender Reaktor solle hingegen groß genug werden, um zehnmal so viel Energie zu erzeugen wie hineingesteckt wird. Klinger kann sich vorstellen, dass es irgendwann einmal Kraftwerke sowohl mit Laser- als auch Magnettechnik gibt. Nach derzeitigem Stand zeichne sich für Anlagen mit Magneten aber eine schnellere Umsetzung ab.

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