Wie Brandenburger Unternehmen klimaneutral werden wollen

Eisenhüttenstadt im Osten Brandenburgs gilt als ein industriefreundlicher Standort mit Geschichte. Und nicht nur das, sagt Maximilian Heindl. Der Geschäftsführer des Papierherstellers Progroup AG hat sich 2011 gezielt in der Region angesiedelt, weil sie nah an wichtigen Absatzmärkten wie Osteuropa liegt. Industrieflächen, Energie, Straßen - alles habe gut gepasst, sagt Heindl. Zudem könne die Stadt mit Projekten umgehen. Was er damit auch meint, ist die Tatsache, dass sie ein fabrikeigenes Kraftwerk bauen durften, mit dem sich das Unternehmen schon früh weniger abhängig von fossilen Brennstoffen gemacht hat. Die Hälfte des Stroms für die Fabrik kommt von dort, genutzt werden Produktionsabfälle.

Die Papierfabrik setzt mit der Produktion von Wellpappe und Papier als Vorprodukt für Verpackungsunternehmen auf Nachhaltigkeit in Form von Kreislaufwirtschaft, das Altpapier aus Verpackungen wird wiederverarbeitet. Kunden sind Betriebe, die vor allem lokal agieren.

Wohin aber mit den anderen 50 Prozent CO2-Produktion, damit das Unternehmen klimaneutral wird? Darüber werde noch nachgedacht, sagt der Geschäftsführer. Eine Entsorgung zu Lasten anderer schließt Regierungschef Dietmar Woidke aus. Abfälle nach Afrika zu transportieren oder CO2 über Pipelines in die Nordsee zu pumpen sei keine Lösung. «Wir sollten die Herausforderungen, die wir haben, für uns im Land lösen», sagt Woidke in Eisenhüttenstadt.

In der Nachbarschaft erhebt sich das riesige Stahlwerk von Arcelormittal mit 2700 Beschäftigten. In wenigen Jahren soll der Umbau hin zu klimaneutraler Stahlproduktion gelingen. Dazu sollen bis 2026 an den Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt zwei Hochöfen durch modernere Technologie ersetzt werden. Dort soll das Eisen eingeschmolzen werden. Dazu wird viel erneuerbare Energie gebraucht. Die Anlagen sollen zunächst mit Erdgas, später mit klimaneutralem Wasserstoff betrieben werden. Damit könnten laut Unternehmen rund 3,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr in Eisenhüttenstadt eingespart werden.

Doch eine Entscheidung der EU für eine Förderung durch den Bund steht noch aus. Nach Worten des Kommunikationschefs von Arcelormittal Deutschland, André Körner, fehlt die Genehmigung der EU-Kommission für das Investitionsvolumen für Bremen und Eisenhüttenstadt in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Körner mahnt eine schnelle Genehmigung an. Mittlerweile rücke der Zeitpunkt für einen Vollbetrieb nach hinten. Spätestens im zweiten Quartal dieses Jahres müsse der Konzern eine Entscheidung treffen.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident hofft auf eine schnelle Entscheidung aus Brüssel. Es habe bereits Entscheidungen für andere Stahlstandorte in Deutschland gegeben. Eisenhüttenstadt sei mindestens genauso wichtig. Wenn Europa auch in Zukunft eine starke Grundlagenindustrie haben wolle, gehe es auch um Stahl. «Deshalb brauchen wir diese Entscheidung», machte Woidke bei einem Besuch im Stahlwerk klar.

Das Stahlunternehmen schaut derzeit verstärkt auf die Energiesituation sowie die Anbindung des Standorts an eine Wasserstoffpipeline. «Die Wasserstoffpipeline kann 2028/29 gebaut werden, da ist der Standort angeschlossen», zeigt sich Kommunikationschef Körner optimistisch. Ein weitaus größeres Problem sei eine verlässliche Energieversorgung.

Arcelormittal-Arbeitsdirektor Michael Bach hält eine Unterstützung in Form von finanzieller Förderung, wettbewerbsfähigen Energiepreisen und einer funktionierenden Wasserstoff-Infrastruktur für notwendig. Es gehe um verlässliche und bezahlbare Energieversorgung, sagt auch Regierungschef Woidke. Er hoffe, dass die Bundesregierung zu dieser Frage klare Antworten gebe. «Die sehe ich momentan leider noch nicht.»

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