Spezialschiff "Höegh Esperanza"
Die «Höegh Esperanza» wird als schwimmende Plattform dienen, um LNG anzulanden und zu regasifizieren.

Weg frei für erstes LNG-Terminal in Wilhelmshaven

Der Weg zur Inbetriebnahme des ersten deutschen LNG-Terminals in Wilhelmshaven ist frei. Das Land Niedersachsen erteilte am Freitag die letzte noch ausstehende wasserrechtliche Erlaubnis für die Anlage zur Einfuhr von flüssigem Erdgas (LNG). Unter strengen Auflagen wurde die Einleitung chlorhaltiger Abwässer ins Meer geregelt.

Es sei für «einen bestmöglichen Ausgleich gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Belange gesorgt» worden. Das sagte Anne Rickmeyer, die Leiterin des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Die Genehmigung wurde dem Betreiber Uniper Global Commodities übergeben. Umweltverbände kritisieren die Einleitung von Chemikalien und fürchten Schäden für das Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer.

Die LNG-Anlage ist Teil der deutschen Bemühungen, von Erdgas aus Russland unabhängig zu werden. Sie soll am Samstag im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und anderen Politikern in Betrieb genommen werden.

Am Donnerstag hatte das Spezialschiff «Höegh Esperanza» an dem neuen Anleger festgemacht. Auf dem Schiff soll künftig Flüssiggas wieder in gasförmigen Zustand umgewandelt werden. Weitere LNG-Anlagen sind Brunsbüttel (Schleswig-Holstein), Stade (Niedersachsen) und Lubmin (Mecklenburg Vorpommern) geplant.

Bei der sogenannten Regasifizierung werde Meerwasser verwendet, erläuterte der NLWKN. Um das Wasser zu reinigen und die Leitungen zu schützen, werde das Salz im Meer, das Natriumchlorid, in aktives Chlor (NaOCl) umgewandelt. Dieses gelange dann mit dem Abwasser wieder ins Meer. Die beantragten Einleitungen erfüllten die gesetzlichen Anforderungen, teilte die Genehmigungsbehörde mit. Vorher seien mehr als 300 Einwendungen von Trägern öffentlicher Belange, Umweltverbänden und Privatpersonen geprüft worden.

Umweltschützer fordern dagegen chemiefreie Reinigungsverfahren. Die Auswirkungen der Anlage auf das hochsensible Wattenmeer seien unzureichend geprüft worden, kritisierte Susanne Gerstner vom BUND Niedersachsen. «Eine dringend erforderliche Umweltverträglichkeitsprüfung wurde mit Verweis auf das LNG-Beschleunigungsgesetz ausgesetzt.» Der Umweltverband prüfe deshalb eine Klage. Nach Ansicht des BUND sollen die LNG-Anlagen auch zu lange laufen, was den Umstieg auf erneuerbar produzierten grünen Wasserstoff und andere alternative Energieträger bremse.

Auch die Wirtschaftsförderung Wilhelmshaven nannte LNG eine «Not- und Brückenlösung». Zugleich sei die binnen weniger Monate geschaffene Infrastruktur ein Baustein für die Zukunft. «Sie ist das Grundgerüst und soll möglichst bald Vorreiter für die Verwertung von grünem Wasserstoff und anderen umweltfreundlichen Molekülen sein», sagte Geschäftsführer Alexander Leonhardt.

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