Wärmepumpenbranche rechnet 2023 mit 350.000 Neugeräten
Trotz Material- und Handwerkermangels geht die Wärmepumpenbranche auch für das kommende Jahr von einem starken Wachstum aus. Rund 350.000 Geräte sollen gebaut und installiert werden, wie der Bundesverband Wärmepumpe mitteilte. Ausgehend von prognostizierten 230.000 Neugeräten in diesem Jahr wäre das ein Plus von 52 Prozent. Hersteller und Handwerk erweiterten laufend ihr Angebot, hieß es vom Verband.
Schon 2022 verzeichnete die Branche ein prognostiziertes Absatzplus von rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Maßgeblicher Treiber sei die befürchtete Gaskrise in Folge des Kriegs in der Ukraine. «Die gewünschte Unabhängigkeit vom Import fossiler Energieträger spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Heizungssystems.»
Ab 2024 sollen nach dem Willen der Bundesregierung jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Bis 2030 sollen es insgesamt sechs Millionen Geräte in Deutschland sein. Materialmangel und Engpässe bei Handwerkern könnten aus Sicht des Verbands den Hochlauf ausbremsen. Schon jetzt betragen die Wartezeiten zwischen einem halben und einem Jahr.
«Wir kommen aus einer Produktionskapazität, die vorher für einen Markt von 150.000 ausgerichtet war. Die Nachfrage läuft aber jetzt eigentlich schon auf die 500.000 hinaus», sagte der Leiter Politik des Verbands, Björn Schreinermacher. Die Industrie habe deutlich gemacht, dass ein schneller Ausbau möglich sei.
Der Hersteller Bosch Thermotechnik etwa, der sich zu den führenden Anbietern in Deutschland zählt, hat sich für Wärmepumpen ein Wachstumsziel von 35 bis 40 Prozent gesetzt. Eine weitere Produktion in Eibelshausen in Mittelhessen soll im Januar an den Start gehen. Das Bosch-Tochterunternehmen will bis 2025 knapp 300 Millionen Euro für die Elektrifizierung in die Hand nehmen, die schwerpunktmäßig in Forschung und Entwicklung sowie Industrialisierung im Bereich Wärmepumpe fließen sollen. 400 Millionen Euro seien bereits seit 2018 investiert worden.
Die Nachfrage nach Wärmepumpen sei weiter sehr hoch, teilte eine Sprecherin mit. Das Unternehmen versuche, die Lieferzeiten möglichst kurz zu halten - etwa würden Anlagen priorisiert, die komplett ausgeliefert werden könnten, damit die Heizungsbauer diese Baustelle effizient abarbeiten könnten. Eine kurzfristige Verbesserung des Bauteilemangels erwartet Bosch Thermotechnik nicht.
Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) hält das Sechs-Millionen-Ziel der Bundesregierung für realistisch. Es müsse aber an mehreren Stellschrauben gleichzeitig gedreht werden: Neben einem Aufbau von Fachkräften und Effizienzsteigerungen durch Digitalisierung brauche es mehr Anreize vonseiten der Bundesregierung. Die hohen Strompreise und rückläufige Förderungen seien perspektivisch betrachtet Hemmnisse.