Windrad und Strommasten
Ein Windrad steht neben Masten einer Hochspannungsleitung.

Verbilligter Strom erhöht Akzeptanz für Windräder

Der Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommerns fordert Vergünstigungen für Stromverbraucher in Regionen mit hoher Windpark-Dichte. «Anwohner müssen direkt den Nutzen des Windstroms spüren, der vor ihrer Haustür gewonnen wird. Das geht am besten durch drastisch reduzierte Strompreise», sagt Arp Fittschen, Energieexperte des Kommunalverbandes. Er verspricht sich davon eine wachsende Akzeptanz für Windräder.

Von derzeit 0,8 Prozent soll die als Windeignungsgebiete ausgewiesene Landesfläche in Mecklenburg-Vorpommern bis 2027 auf 1,4 Prozent steigen. Bis 2032 sollen es dann 2,1 Prozent sein. Erheblicher Widerstand aus den betroffenen Regionen hatte - neben extrem langen Genehmigungsverfahren - den Windkraftausbau in Mecklenburg-Vorpommern zuletzt stark gebremst.

Mit dem seit 2016 im Land geltenden Bürgerbeteiligungsgesetz sei zwar wieder etwas Schwung in die Entwicklung gekommen. Doch habe sich gezeigt, dass zwar Gemeinden die Möglichkeit wahrnehmen, Nutzen aus den Windparks zu ziehen, einzelne Bürger aber nur in Ausnahmefällen. «Inzwischen sind elf Projekte mit kommunaler Beteiligung gestartet. Bewohner in den betroffenen Gebieten hielten sich aber zurück», sagt Fittschen, der für den Kommunalverband an der Entwicklung des Bürgerbeteiligungsgesetzes mitgewirkt hatte. «Es bewährt sich, hatte vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand und trifft in anderen Bundesländern zunehmend auf Interesse», resümiert Fittschen.

Um die hochgesteckten Ausbauziele zu erreichen, gelte es aber, den Nutzen der Ökostromproduktion unmittelbar spürbar zu machen. Fittschen schlägt daher vor, den lokal verbrauchten Wind- oder Solarstrom von staatlichen Umlagen zu befreien. «Vor Ort verbrauchter Strom benötigt keine langen Leitungen. Billiger Strom wäre auch das wirksamste Industrie-Ansiedlungsprogramm für Mecklenburg-Vorpommern», sagt Fittschen.

Die Energieminister der norddeutschen Länder hatten wegen der ungleichen Nord-Süd-Verteilung der Netzausbaukosten bereits die Einführung unterschiedlicher Strompreiszonen ins Gespräch gebracht, damit in Bayern aber heftigen Protest ausgelöst.

Mecklenburg-Vorpommern habe klimatisch und geografisch in Deutschland mit die besten Voraussetzungen, um Wind und Sonne für die Stromerzeugung zu nutzen. «Wir produzieren schon jetzt zweieinhalb Mal so viel Strom wie wir im Land verbrauchen», sagt Fittschen. Da im Land zugleich aber die bundesweit mit höchsten Strompreise gelten, fänden Gegner von Windparks oft Unterstützung. Diese Entwicklung müsse umgekehrt werden: «Wir merken gerade, wohin Abhängigkeit von ausländischen Energielieferanten führt. Die konsequente Nutzung der erneuerbaren Energien im Land selbst bietet den Ausweg. Es ist technisch möglich», sagt Fittschen.

Laut Wirtschaftsministerium waren zum Ende des vergangenen Jahres in Mecklenburg-Vorpommern 1847 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 3524 Megawatt an Land installiert. Nach Erhebungen des Beratungsunternehmens Windguard wurden im ersten Halbjahr 2022 im Nordosten lediglich 30 Megawatt an Windenergie-Kapazität zugebaut. Im Nachbarland Schleswig-Holstein, mit 233 Megawatt Netto-Zubau Spitzenreiter in Deutschland, war es im gleichen Zeitraum ein Vielfaches. Zahlen für das gesamte Jahr 2022 lagen noch nicht vor.

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