Verband: Kinos machen pro Ticket Minus von 20 Prozent
In der Energiekrise werden reine Filmbesuche für die Kinos zum Verlustgeschäft. «Wir brauchen Strom ohne Ende», sagte die Vorstandsvorsitzende des Branchenverbandes HDF Kino, Christine Berg, am Mittwoch in Berlin während einer Anhörung im Kulturausschuss des Bundestages zur Energiekrise im Kultursektor. «Bei jedem Ticket, das wir verkaufen, haben wir 20 Prozent, die wir noch irgendwo anders herholen müssen, um plus/minus null zu machen.» Pro Sitzplatz gebe es das Dreifache an Energiekosten, in Multiplex-Kinos sogar das Vierfache.
Durch Energie und andere Faktoren wie den Mindestlohn haben die Kinos laut Berg etwa 300 Millionen Euro an zusätzlichen Kosten zu tragen. Gleichzeitig muss die Branche auch in Folge der Pandemie einen Rückgang beim Besuch von 30 Prozent verkraften.
Hinzu kommt laut Berg ein Problem beim Angebot. «Der deutsche Film schmiert uns ab», sagte die Verbandschefin. «Die magische Marke von 20 Prozent Marktanteil erreichen wir im Moment nicht.» Weltweit werde davon ausgegangen, dass etwa 75 Prozent des Marktanteils durch US-amerikanische Blockbuster-Filme gemacht werde. Der Rest müsse durch andere Film hereinkommen. «Wir setzen wahnsinnig stark auf den deutschen Film, weil er uns auch eine Unabhängigkeit gibt.» Deshalb werde er gebraucht.
Jens Michow vom Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft verwies darauf, dass Veranstalter aktuell auch mit ausverkauften Events Geld verlieren. Bei Festivals etwa entstünden so Verluste von bis zu zwei Millionen Euro. Tickets für viele Konzerte und Tourneen seien bereits vor der Pandemie verkauft worden, die Kosten seitdem aber gestiegen. Die Corona-Folgen seien noch nicht verkraftet. Nun treffe die Energiekrise die Veranstalter ins Mark. Die Branche sehe sich erst am Anfang dieser Krise.
Die Verbände sprachen sich für zeitgemäße Förderstrukturen und schnelle Unterstützung auch für Investitionen aus.