Verband fordert vom Bund günstigen Strom für die Industrie
Der Industrieverband Hamburg (IVH) hat von der Bundesregierung einen weitgehend von Abgaben befreiten Strompreis für die Industrie verlangt. «Wir brauchen für die Industrie eine sichere Versorgung vor allem auch mit Strom, und zwar zu Preisen, die für die Industrie adäquat sind», sagte der IVH-Vorsitzende Matthias Boxberger der «Welt am Sonntag». Frankreich habe solche Industriestrompreise längst, «und wir brauchen sie hier in Deutschland und in Hamburg dringend».
Die Industrie produziere in Hamburg ohnehin schon an einem der kostenintensivsten Industriestandorte Europas - und das nun auch noch unter all den Verwerfungen am Markt als Folge des Ukraine-Krieges. «Die Bundesregierung muss die heimischen Unternehmen wenigstens auf der Energieseite so wettbewerbsfähig stellen, wie sie es in anderen europäischen Staaten längst sind», sagte der Chef des Quickborner Versorgungsunternehmens Hansewerk, das mehrheitlich dem Eon-Konzern gehört.
Der Europäischen Union warf Boxberger vor, bei der Umsetzung der Energiewende nicht flexibel genug zu sein. So dürfe grüner Wasserstoff in der Elektrolyse nur mit Strom aus neu gebauten Anlagen erzeugt werden. Altanlagen, von denen besonders viele in Deutschland stünden, kämen dafür nicht infrage.
«Mich erbost, dass es die Europäische Union beim Thema Wasserstoff bislang nicht vermocht hat, hier eine Zeitenwende umzusetzen und zu sagen: Wir wollen dem Wasserstoff in den kommenden fünf bis acht Jahren pragmatisch zum Durchbruch am Markt verhelfen», sagte Boxberger. Stattdessen hielten die EU-Beamten weiterhin an ihrer kleinteiligen Logik fest, dass neue Anlagen für die Erzeugung von grünem Wasserstoff zwingend mit Strom aus ebenfalls neuen Anlagen zur regenerativen Erzeugung von Strom betrieben werden müssen.