Teure Kohle setzt Dampfeisenbahnen unter Druck
Sachsens Dampfeisenbahnen ächzen unter enorm gestiegenen Kohlepreisen. Die Folge: Weniger Züge sind auf den Strecken unterwegs und einige Fahrscheine seit Jahresbeginn teurer. Zwar sei Kohle weiter verfügbar, erklärte der Geschäftsführer der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), Roland Richter, auf dpa-Anfrage. Doch sei ihr Preis stark gestiegen: 2022 im Vergleich zu 2021 auf das Doppelte, gegenüber 2019 sogar auf des Dreifache. «Hinzu kommen noch die zusätzlichen Kosten für die CO2-Besteuerung von 90 Euro pro Tonne Steinkohle.» Voriges Jahr benötigte die SDG nach eigenen Angaben rund 800 Tonnen Kohle pro Bahn.
Um auf die höheren Kosten zu reagieren, wurde das Angebot ausgedünnt. So fährt die Fichtelbergbahn täglich regulär nur noch mit einem statt wie bisher zwei Zügen auf der Strecke. Bei der Lößnitzgrundbahn wurde der Früh- und der abendliche Saisonzug gestrichen. Im März gibt es zudem bei allen drei Bahnen, die Weißeritztalbahn ist die dritte im Bunde, eine dreiwöchige Pause.
Die bei Touristen und Ausflüglern beliebten Dampfloks stehen aber nicht in Frage. «Ein dauerhafter Einsatz von Diesellokomotiven ist derzeit nicht vorgesehen», betonte Richter. Dafür wurden Anfang des Jahres die Preise angehoben. So wurde für Erwachsene der Rabatt bei Hin- und Rückfahrt gestrichen und die Einzelfahrt teurer. Die Fahrt von Cranzahl nach Oberwiesenthal etwa kostet nun 9,00 statt 8,50 Euro, die Fahrt von Freital nach Kipsdorf 14,50 statt 13,30 Euro. Derweil blieben einige Tagespreise für Familien und Kinder unverändert oder wurden sogar etwas gesenkt.
Die Bahnen mit ihren Strecken durch idyllische Landschaften standen im vergangenen Jahr bei vielen Menschen hoch im Kurs. Fast 713 000 Fahrgäste zählten Fichtelberg-, Lößnitzgrund- und Weißeritztalbahn. Das sei ein Plus von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019, erläuterte Richter. Den größten Anteil hatte dabei die Strecke durch den Lößnitzgrund, die von Radebeul über Moritzburg nach Radeburg führt. Dort waren rund 265 500 Menschen unterwegs.
Getrieben wurden die Fahrgastzahlen laut Richter durch das 9-Euro-Ticket. Weit mehr als die Hälfte der Fahrgäste (380 800) verbuchten die drei Schmalspurbahnen in den Monaten Juni, Juli und August. In diesen Sommermonaten konnte man für 9 Euro im Monat bundesweit Busse und Bahnen nutzen. Richter: «Das war eine große Herausforderung und ging bis an die Belastungsgrenze unserer Mitarbeiter und der Fahrzeuge.»
Dabei hatte die Corona-Pandemie auch 2022 noch Auswirkungen auf den Bahnbetrieb. Themenfahrten hätten erst ab Mai wieder stattfinden können und 32 Fahrten hätten von der SDG und ihren Partnern abgesagt werden müssen, erklärte Richter. Und auch die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr habe wohl dafür gesorgt, dass manche Fahrgäste ferngeblieben seien.