Straßburg und Kehl treiben Wärmebündnis voran
Die elsässische Metropole Straßburg und die deutsche Nachbarstadt Kehl treiben ihr Vorhaben der gemeinsamen Abwärmenutzung voran. Im kommenden Jahr oder spätestens Anfang 2025 soll mit dem Bau einer grenzüberschreitenden, teilweise unter dem Rhein verlaufenden Rohrleitung begonnen werden. Das sagte Marc Hoffsess, einer der Stellvertreter der Straßburger Bürgermeisterin Jeanne Barseghian, der Deutschen Presse-Agentur in Straßburg.
Abwärme der Badischen Stahlwerke GmbH (BSW) in Kehl (Ortenaukreis) soll künftig Tausende Haushalte in Straßburg heizen. Das deutsch-französische Vorzeigeprojekt sei in dieser Form bisher einzigartig. «Es soll bis zum Winter 2026/27 fertig sein», sagte Hoffsess, der im Rathaus unter anderem für Energiefragen verantwortlich ist.
Das baden-württembergische Umweltministerium hatte im vergangenen Jahr noch eine Fertigstellung bis zum Winter 2025/2026 in Aussicht gestellt. Das Verwenden von Abwärme auf beiden Seiten des Rheins sei ein herausragendes Projekt für den Klimaschutz und die Energiewende, berichtete das Ministerium damals.
Allein für die Rohrleitung werden rund 23 Millionen Euro veranschlagt - inklusive der Wärmeauskopplung bei den Badischen Stahlwerken komme man auf einen Betrag rund 35 Millionen Euro, wie die Deutsche Energie-Agentur (dena) in Berlin auf Anfrage berichtete. Ein Teil davon solle mit Fördergeldern aus Frankreich, Deutschland und der EU bestritten werden. Grünes Licht für diese Gelder werde noch im laufenden Jahr erwartet. Die Energie-Agentur ist ein bundeseigenes Unternehmen, das die Energiewende und den Klimaschutz voranbringen will.
Die viereinhalb Kilometer lange Rohrleitung wird den Plänen zufolge das Stahlwerk auf der deutschen Rheinseite mit dem Fernwärmenetz in Straßburg verbinden. Dabei soll bis zu 150 Grad heißes Wasser unter dem Rhein hindurchfließen. Zunächst 7000 Haushalte in Straßburg und Kehl sollen mit Wärme versorgt werden, wie die Energie-Agentur berichtete.
Das grenzüberschreitende Wärmebündnis wird bereits seit längerem diskutiert. Eine gemeinsame Gesellschaft («Calorie Kehl-Strasbourg») wurde dafür im vergangenen Jahr nach französischem Recht gegründet. Auch das Land Baden-Württemberg beteiligte sich an dem Unternehmen, ebenso wie Partner aus Frankreich. In der Region verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich in der Rheinmitte.