Jörg Steinbach
Der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach.

Steinbach für schnellen Bau von Wasserstoff-Pipelines

In Brandenburg soll in rund sieben Jahren der Transport von Wasserstoff über ein Pipeline-Netz möglich sein, um Industrieunternehmen mit klimafreundlicher Energie zu versorgen. Aus einer Studie im Auftrag der Landesregierung geht hervor, dass bis 2030 neue Trassen etwa nach Schwedt und Cottbus entstehen sollen. Vor allem aber sollen bestehende Gasleitungen umgerüstet und genutzt werden.

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte am Donnerstag in Potsdam bei der Vorlage der Untersuchung zum Aufbau eines Wasserstoff-Transportnetzes, die Startphase dürfe nicht verschlafen werden, wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werden wolle. Vor allem energieintensive Industrieunternehmen wie die Ölraffinerie PCK in Schwedt, ArcelorMittal und Zement- und Glashersteller sollen mit Wasserstoff versorgt werden.

Laut der Studie würde das bis 2045 ausgebaute Netz 1,2 Milliarden Euro kosten. Den größten Teil der Investitionen für das Wasserstoff-Transportnetz müsse die freie Wirtschaft tragen, sagte Steinbach. «Vater Staat wird es nicht als eine eigene Infrastruktur bereit stellen können.»

Bis zum Jahr 2030 soll das Wasserstoff-Netz eine Gesamtlänge von 687 Kilometer haben und sich dann bis zum Jahr 2045 auf rund 1100 Kilometer erstrecken. Die Experten skizzierten auch Neubauleitungen nach Rathenow, Potsdam, Frankfurt (Oder) und die Region Welzow. Der Wasserstoffverbrauch steigt der Untersuchung zufolge von knapp fünf Terawattstunden im Jahr 2030 auf rund 40 Terawattstunden im Jahr 2045.

Brandenburg habe ein großes Potenzial für die Erzeugung von grünem Strom und Wasserstoff und für die Verwertung, sagte Thorsten Spillmann von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, der die Studie koordinierte. Planungsingenieur Florian Temmler von einer Tochtergesellschaft des Fernleitungsnetzbetreibers Ontras, sagte, bei der Trassenführung solle auch berücksichtigt werden, dass keine Schneisen in Naturschutzgebiete geschlagen und keine Hochwasserrisikogebiete überquert werden. Zudem seien zügige Genehmigungsverfahren gefragt.

Es gibt in anderen Teilen Deutschlands bereits Pläne für den Aufbau eines Wasserstoffnetzes. Unter anderem wollen die Netzbetreiber Gascade, Ontras und Terranets BW unter dem Projektnamen «Flow» ein Pipelinesystem für Wasserstoff von der Ostsee bis in den Südwesten Deutschlands aufbauen. In einem ersten Schritt sollen bis 2025 bestehende Erdgasleitungen so umgerüstet werden, dass Wasserstoff von Mecklenburg-Vorpommern bis Thüringen transportiert werden kann.

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