Regierung und Branche: Mehr Tempo bei erneuerbaren Energien
Die Branche der erneuerbaren Energien macht Druck auf einen beschleunigten Ausbau in Schleswig-Holstein und strebt dafür auch wie die Regierungen in Kiel und Kopenhagen eine engere deutsch-dänische Zusammenarbeit an. Erforderlich sei viel mehr Tempo bei der sogenannten Sektorenkopplung, sagte Vorstandsmitglied Ove Petersen vom Landesverband Erneuerbare Energien am Donnerstag in Kiel.
Der Verbrauch von grünem Strom an Ort und Stelle für die Wasserstoffproduktion oder in der Wärmeversorgung entlaste die Netze, erleichtere den Zubau von Wind- und Solarkraft und bringe die erneuerbaren Energien in alle Sektoren. «Diese intelligente Nutzung der Energie und der Netze darf nicht weiter behindert werden, sondern muss auf allen Ebenen gefördert werden», sagte Petersen, Vorstandschef des System-Anbieters für integrierte Energielösungen GP Joule, unter Hinweis auf hemmende bundesgesetzliche Regelungen. Der Ausbau erneuerbarer Energien sei wichtig, um hier neue Industrien anzusiedeln.
«Wir haben mit der Teilfortschreibung der Regionalpläne im Dezember 2020 rund zwei Prozent der Landesfläche als Vorranggebiete für die Windenergie bereitgestellt und seitdem einen ordentlichen Zahn zugelegt, was die Genehmigungen und die Neuinstallation von Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein angeht», erklärte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). «Das erste Flächenziel des Bundes für 2027 haben wir in Schleswig-Holstein schon jetzt praktisch erreicht.»
Das Land arbeite an schnelleren Genehmigungen, neuen Flächen für Windräder, mehr Photovoltaik und einem Update seiner erfolgreichen Wasserstoffstrategie, sagte Energieminister Tobias Goldschmidt (Grüne). «Meine energiepolitische Vision für unser Land ist, dass wir den Sprung von einer Erzeugungsregion zu einer echten Klimawirtschaftszone schaffen.»
Mit den Kommunen arbeite das Land auch unter Hochdruck an einer klimaneutralen Wärmeversorgung und Mobilität. 2022 seien 545 Megawatt installierte Leistung bei Windenergie an Land hinzugekommen, was Platz 1 in Deutschland bedeute, sagte Goldschmidt. Der Norden sei auf gutem Weg, seine mittelfristigen Ausbauziele - 10 Gigawatt bis 2025 - zu erreichen. 7,4 Gigawatt seien installiert und 1,7 Gigawatt genehmigt.
Für den Landesverband Windenergie begrüßte Geschäftsführer Marcus Hrach Anstrengungen des Landes zur Beschleunigung von Genehmigungen. Bisher sei aber noch nicht zu spüren, dass der gesetzliche Vorrang für den Ausbau und Betrieb von Anlagen für erneuerbare Energien auf allen Behördenebenen im Land angekommen ist. Dringlich sei auch, über Strom hinaus in andere Sektoren wie Wärme zu kommen. Dafür seien regulatorische Weichen zu stellen.
Der Vorstandschef des Stromversorgers ARGE Netz, Stephan Frense, plädierte dafür, in deutsch-dänischer Zusammenarbeit weitere Energiepartnerschaften an Land voranzutreiben. «Wir sehen, dass gerade in Südjütland ein Zentrum der grünen Energiewirtschaft geschaffen werden soll», sagte Frense.
Auch Dänemarks Botschafterin in Deutschland, Susanne Hyldeland, befürwortete eine stärkere grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei erneuerbaren Energien. Da sei Schleswig-Holstein ein wichtiger Partner. Dänemark wolle «grüner Pionier» sein und bis 2030 seine Offshore-Windenergiekapazitäten verfünffachen. Das reiche für 15 Millionen europäische Haushalte, Dänemark habe drei Millionen.