Pflüger verteidigt Entscheidung für Nord Stream 2
Der Unternehmensberater Friedbert Pflüger sieht Erdgas-Projekte wie Nord Stream 2 auch rückblickend als notwendig an. 2015 habe ein EU-Szenario eine nahezu gleichbleibende Gasnachfrage prognostiziert, etwa zeitgleich sei eine sinkende Produktion in Europa absehbar gewesen, sagte der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete am Freitag im Landtag in Schwerin. Für 2020 sei damals eine Importlücke von 70 bis 100 Milliarden Kubikmetern an Gas prognostiziert worden.
Pflüger sagte, er habe sich vor dem Bau der Pipeline dafür eingesetzt, auch weitere Herkunftsländer für Gaslieferungen zu erschließen. Jedoch seien alternative Lieferanten zu Russland zum damaligen Zeitpunkt nicht wettbewerbsfähig gewesen.
Wegen einer hohen Nachfrage in Asien sei beispielsweise Flüssigerdgas (LNG) aus den USA deutlich teurer gewesen als russisches Pipeline-Gas. Pflüger, Aufsichtsratsvorsitzender des Branchenverbands «Zukunft Gas», sagte, er habe sich für ein LNG-Termin in Deutschland eingesetzt, jedoch habe kein Investor damals aus Kostengründen langfristig Kapazitäten buchen wollen.
Dass Russland geostrategische Gründe bewogen hätten, die Pipeline Nord Stream 2 zu unterstützten, schließt Pflüger nicht aus. Trotzdem sei aus der Perspektive des Jahres 2015 nicht absehbar gewesen, dass Russland als zuverlässiger Lieferant ausfallen würde.
In Bezug auf die Energiewende stellte Pflüger infrage, ob der Ausbau der erneuerbaren Energien mit dem steigenden Stromverbrauch etwa durch E-Mobilität oder Wärmepumpen mithalten könne. Seiner Ansicht nach brauche es auch hier weiter Gas zur Stromerzeugung.
Zur Pipeline Nord Stream 2 fügte er an, dass diese Pipeline laut Gesprächen mit Vertretern der Betreibergesellschaft für die Zukunft auch zum Transport von Wasserstoff geeignet gewesen wäre.