Ralf Schairer und Dietmar Woidke
Dietmar Woidke (r, SPD), Ministerpräsident, neben Ralf Schairer (l), Sprecher der PCK-Geschäftsführung.

PCK-Chef zu Öl-Embargo ab Januar: Risiko für Raffinerie

Rund zwei Monate vor Beginn des Ölembargos gegen Russland sind mögliche Probleme für die Raffinerie PCK in Schwedt nicht gebannt. Das Unternehmen sieht ein «Restrisiko» für den Betrieb - also die Gefahr einer zu schwachen Auslastung. Ab Januar will Deutschland auf russisches Öl verzichten. Vor allem für die PCK-Raffinerie mit rund 1200 Beschäftigten ist das ein Problem, da die Anlage bislang vor allem über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl beliefert wird. Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte am Donnerstag, es müsse mit Rückschlägen gerechnet werden.

In der Staatskanzlei in Potsdam tagte erstmals eine von Woidke eingerichtete Arbeitsgruppe zur Neuausrichtung des Raffinerie-Standortes. Dabei soll es um Ansiedlungen von Unternehmen und eine Transformation hin zu erneuerbaren Energien gehen. Hier kündigte Woidke rasche Entscheidungen an. Es bleibe angesichts der Energiekrise nicht viel Zeit, sagte der SPD-Politiker.

Der Sprecher der PCK-Geschäftsführung, Ralf Schairer, sagte, über eine Pipeline von Rostock lasse sich eine Kapazität von 50 Prozent für die Raffinerie erreichen. Sollte ab Januar kein weiteres Öl für eine bessere Auslastung kommen, sei das der ungünstigste Fall. «Es wird ein Restrisiko bleiben. Diese stabile und robuste Versorgung über die Druschba, die wir viele Jahrzehnte gewohnt waren, die ist weg.»

PCK bereite sich darauf vor, anderes Rohöl zu verarbeiten. Auch ein Pipeline-Ausbau sei angestrebt. Er gehe davon aus, dass «es mal rumpelt und wir mal eine Betriebsunterbrechung haben, das will ich nicht ausschließen», sagte Schairer. Er rechne aber nicht damit, dass dann großflächig Tankstellen nicht beliefert werden könnten. Die Raffinerie versorgt große Teile von Nordostdeutschland mit Treibstoff.

Seit Monaten geht es um die Frage, wie eine zu geringe Auslastung der Raffinerie verhindert werden kann. Neben Tankeröl aus dem Hafen Rostock will die Bundesregierung weiteres Öl über den Hafen Danzig beziehen. Dabei soll es um zwei bis drei Millionen Tonnen Rohöl im Jahr gehen. Die Verhandlungen laufen laut Bundeswirtschaftsministerium nach wie vor. Ein Ergebnis gab es am Donnerstag nicht.

PCK will zudem grünen Wasserstoff auf dem Gelände produzieren, also mit Hilfe erneuerbarer Energien. «Wir wollen am Standort den Eintritt in die grüne Wasserstoffwirtschaft so schnell wir möglich herbeiführen», sagte Schairer. Das Projekt werde zweieinhalb bis drei Jahre brauchen. «Aber je früher, desto besser.» Auch das Energieunternehmen Enertrag etwa hat Pläne, eine Wasserstoff-Anlage auf dem PCK-Gelände aufzubauen.

In Schwedt solle eine Entwicklungsgesellschaft gegründet werden, um Projekte voranzubringen, sagte Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe. Der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner, sagte, in Schwedt werde auch in den kommenden Jahren Rohöl verarbeitet, aber die Weiterentwicklung werde schneller vorangehen.

Mitte September hatte die Bundesregierung ein Konzept zur Sicherung des Raffinerie-Standorts vorgestellt. Dabei ging auch um die Sicherung der Arbeitsplätze. Über eine Milliarde Euro umfasst das gesamte Paket. Es sollen damit auch Investitionen gefördert werden.

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