LNG-Shuttle-Tanker
Der LNG-Shuttle-Tanker «Coral Furcata» läuft den Industriehafen Lubmin an.

Lubminer LNG-Terminal in Eiltempo aufgebaut

Als Deutschlands zweites Terminal für den Import von Flüssigerdgas (LNG) steht das Terminal in Lubmin kurz vor seiner Inbetriebnahme. Der Erteilung der letzten ausstehenden Betriebsgenehmigung durch die zuständige Landesbehörde stehe nichts mehr im Wege, sagte ein Sprecher des Schweriner Umweltministeriums am Donnerstag. Wie das Ministerium mitteilte, sollen zuvor ab Montag die Unterlagen erneut für vier Tage zur Einsicht ausgelegt und im Internet veröffentlicht werden. «Danach kann der Genehmigungsbescheid unterschrieben und offiziell überreicht werden», wurde Minister Till Backhaus zitiert.

Stephan Knabe, Aufsichtsratsvorsitzender des Betreibers Deutsche Regas, sagte: «Wir freuen uns natürlich sehr.» Das Terminal sei «unfassbar schnell» realisiert worden. Er danke nicht nur seinem Team. «Auch die Behörden sind über sich hinaus gewachsen.»

Erst im Frühjahr 2022 habe man angefangen, Behörden anzusprechen. Die Idee für die Errichtung eines LNG-Terminals sei ihm und seinem Geschäftspartner Ingo Wagner Ende 2021 angesichts der steigenden Gaspreise gekommen. Sie hätten auf Pläne zurückgreifen können, die sie sich vor längerer Zeit zum Thema Wasserstoff mit Blick auf Lubmin gemacht hätten.

Die Anträge stellte das Unternehmen dann im Sommer. Von Ende September an wurde nicht einmal zweieinhalb Monate im Industriehafen von Lubmin gebaut und zum Beispiel eine Anbindungsleitung an die Gasfernleitungen in unmittelbarer Nachbarschaft gelegt. Ursprünglich war der 1. Dezember als Betriebsbeginn anvisiert worden. Allerdings lagen die erforderlichen Genehmigungen noch nicht vor.

Seit Mitte Dezember liegt die mehr als 280 Meter lange «Neptune» in Lubmin. Sie fungiert als schwimmendes Terminal. Das Spezialschiff kann LNG aufnehmen, zurück in den gasförmigen Zustand versetzen und als Erdgas einspeisen. Kleinere Tanker sollen das LNG durch den flachen Greifswalder Bodden transportieren. Sie holen es wiederum von einem größeren Tanker vor Rügen, der als Zwischenlager dient. Die Deutsche Regas spricht von einer «virtuellen Pipeline». So sollen jährlich bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas eingespeist werden können.

Kurz vor Weihnachten hatte die zuständige Landesbehörde die Erlaubnis für einen begrenzten Testbetrieb gegeben. Ein Shuttle-Schiff transportierte dann kurz vor Silvester eine erste LNG-Ladung zur «Neptune». Derzeit liefen weiter Tests, sagte Knabe. Es könne in den kommenden Tagen dadurch auch Erdgas im Gasnetz landen. Von Einspeisung mochte er nicht sprechen. Diesen Begriff wolle er sich für den Regelbetrieb aufsparen. «Wir werden relativ schnell regelbetriebsbereit sein.» In der kommenden Woche könne es so weit sein.

Das LNG-Terminal gehört somit zu den ersten betriebsbereiten Deutschlands. Es ist nach Angaben der Deutschen Regas vollständig privat finanziert. Die etwa 100 Millionen Euro stammten von Investoren und aus Eigenkapital. Im niedersächsischen Wilhelmshaven war Ende vergangenen Jahres im Rahmen eines Testbetriebs das erste Mal Erdgas eingespeist worden. Ein Terminal in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein soll in Kürze an den Start gehen. Deutschland setzt beim Ersatz ausbleibender russischer Gaslieferungen unter anderem auf per Schiff geliefertes LNG.

Backhaus betonte, auch ihm sei besonders wichtig, von fossilen Energieträgern wegzukommen. Daher freue ihn sehr, dass die Deutsche Regas nur einen Betriebszeitraum bis Ende 2031 beantragt habe und nicht bis Ende 2043, wie es das LNG-Beschleunigungsgesetz ermöglicht hätte. Die Strukturen sollten künftig für klimaneutralen Wasserstoff genutzt werden. Zudem betonte der SPD-Politiker, «dass hier nahe des Greifswalder Boddens keine Biozide eingesetzt werden und auch keine Erwärmung des Boddens zu befürchten ist».

Der energiepolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, David Wulff, sagte, es handele sich um das erste privatwirtschaftlich betriebene LNG-Terminal, das ohne Fördermittel errichtet worden sei. «Der Standort Lubmin leistet fortan einen wesentlichen Beitrag zur Energiesicherheit in Deutschland.»

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