LNG-Terminals starten Tests: Einspeisung in Wilhelmshaven

Im Bemühen um eine ausreichende Gasversorgung trotz fehlender russischer Lieferungen haben die beiden ersten deutschen Terminals für Flüssigerdgas (LNG) den Testbetrieb aufgenommen oder stehen unmittelbar davor. Im niedersächsischen Wilhelmshaven ist nach Angaben des Gasimporteurs Uniper am Mittwochmorgen erstmals Gas eingespeist worden. Ebenfalls am Mittwoch erhielt das Terminal im vorpommerschen Lubmin von der zuständigen Landesbehörde die Genehmigung für einen Testbetrieb.

«Wir fangen jetzt an», sagte Stephan Knabe vom Unternehmen Deutsche Regas, das hinter dem Lubminer Terminal steht. Wann im Rahmen der Tests der Anlage das erste Gas in das Netz eingespeist werde, konnte er nicht sagen, möglicherweise noch in diesem Jahr. Vor Rügen war am frühen Mittwochmorgen der Tanker «Seapeak Hispania» mit 140 000 Kubikmeter ägyptischem LNG für Lubmin angekommen. Der zuständige Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) stellte am Mittwoch einen Abschluss des Genehmigungsverfahrens für den eigentlichen Betrieb im Januar in Aussicht.

In Wilhelmshaven wird ab Mitte Januar mit dem kommerziellen Betrieb des Terminals gerechnet. «Der nächste Meilenstein ist die Ankunft des ersten LNG-Schiffes Mitte Januar», sagte Uniper-Manager Holger Kreetz. Das bereits eingespeiste Gas stammt vom Spezialschiff «Höegh Esperanza». Es hatte vergangenen Donnerstag voll beladen mit rund 165 000 Kubikmetern LNG an Bord seinen Einsatzort erreicht.

Das Schiff ist das technische Herzstück des Terminals, das das angelieferte verflüssigte Gas wieder regasifiziert und an Land pumpt. Die Menge LNG, die das Schiff an Bord hat, reicht laut Uniper, um 50 000 bis 80 000 Haushalte in Deutschland ein Jahr lang zu versorgen. In Lubmin kommt ein ähnliches Spezialschiff als schwimmendes Terminal zum Einsatz.

Ursprünglich hatte Uniper anvisiert, am 22. Dezember das erste Mal Gas in das deutsche Gasnetz einzuspeisen. Dass es nun zügiger geht, liegt laut einem Uniper-Sprecher an der engen Zusammenarbeit von Behörden und Unternehmen bei der Realisierung des Terminals. In der Inbetriebnahmephase wird das Schiff laut Marktmitteilungen täglich zwischen 15 und 155 Gigawattstunden Erdgas in das Gasnetz abgeben.

Neben Wilhelmshaven und Lubmin soll ein weiteres schwimmendes Terminal als nächstes seinen Einsatzort in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein erreichen. Weitere sollen folgen und zur Versorgungssicherheit beitragen.

Mit Blick auf dem kommenden Winter hat der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, unterdessen vor einer Gasmangellage gewarnt. «Meine Sorge ist, dass im Frühjahr alle ermattet sind und sich freuen, dass die Katastrophe einer Gasmangellage nicht eingetreten ist», sagte er der Wochenzeitung «Die Zeit». «Aber ich werde den ganzen Sommer über daran erinnern: Die Gefahr droht im nächsten Winter wieder!»

Ihm zufolge wird etwa in den Niederlanden und im Baltikum mehr Gas eingespart als in Deutschland. Auch seien manch deutsche Unternehmen wieder zu Gas zurückgewechselt, da es wieder günstiger geworden ist. Es sei wichtig, weiter zu sparen. Die derzeitige Gasversorgung in Deutschland sieht Müller allerdings trotz des jüngsten Kälteeinbruchs als sicher an. «Wir sind mit randvollen Speichern gestartet und hatten einen milden Oktober und November, mit deutlich geringeren Verbräuchen als in früheren Jahren. Das gleicht den überraschend eisigen Dezember aus», sagte Müller.

Insgesamt will Deutschland im Winter 2023/24 bis zu einem Drittel des bisherigen Gasbedarfs über die schwimmenden LNG-Terminals decken.

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