Bundesfinanzminister Christian Lindner
Christian Lindner (FDP), Bundesfinanzminister stellt das Ergebnis der Herbst-Steuerschätzung vor.

Lindner wirbt erneut für Fracking zur Gasförderung

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat angesichts der Energiekrise erneut für einen schnellen Einstieg in die Erdgasförderung in Deutschland durch das sogenannte Fracking geworben. «Wir haben in Deutschland erhebliche Gasvorkommen, die gewonnen werden können, ohne das Trinkwasser zu gefährden», sagte der FDP-Vorsitzende den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag). «Die Förderung ist auch unter ökologischen Voraussetzungen verantwortbar.» Lindner forderte: «Wir müssen rasch an die Förderung herangehen».

Er sei zuversichtlich, dass Deutschland in wenigen Jahren einen relativ großen Bedarf aus heimischen Gasquellen decken könnte, sagte Lindner. «Es ist ratsam, das zu tun, wenn man sich die Entwicklung auf der Welt anschaut.» Es sei nicht verantwortbar, aus ideologischen Gründen auf Fracking zu verzichten, fügte er hinzu.

Bei der Fördermethode Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Flüssigkeiten aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. Einige Experten halten die inzwischen verwendete Methode jedoch für verantwortbar. Kritik gibt es auch an der Verflüssigung durch starkes Abkühlen, weil dies nach Angaben von Umweltschützern bis zu 25 Prozent des Energiegehalts des Gases kostet.

Lindner hat sich bereits zuvor für die Fördermethode ausgesprochen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lehnen einen Einstieg ins Fracking dagegen ab. Scholz etwa sagte der «Welt am Sonntag» vergangene Woche: «Frühere Bundesregierungen haben diese Vorhaben geprüft. Der Widerstand vor Ort war so groß, dass sie nie verwirklicht wurden.» Fracking sei in Deutschland auch nicht notwendig, sagte Scholz.

Der Großteil der bekannten deutschen Erdgasreserven an Land liegt in Niedersachsen. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat sich mehrmals gegen die umstrittene Fördermethode ausgesprochen. Anfang August hatte sich Weil in dieser Frage einen Schlagabtausch mit Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) geliefert. Söder hatte eine Prüfung von neuen, umweltverträglichen Frackingmethoden in Deutschland vorgeschlagen und die Reserven in Niedersachsen erwähnt. Weil wies damals darauf hin, dass Fracking in Deutschland zur Überwindung der Energiekrise keinen Beitrag leisten könne, weil die Umsetzung solcher Projekte im besten Fall drei bis fünf Jahre dauere.

Zwischen 1961 und 2011 hatte es insgesamt 350 registrierte Fracking-Maßnahmen in Niedersachsen gegeben. Aus den restlichen 15 Bundesländern zusammen seien gerade einmal gut zwei Dutzend bekannt, teilte das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen (LBEG) vor einem Jahr mit. Die letzte Maßnahme in Niedersachsen fand demnach Ende Juli 2011 an der Bohrung Buchhorst T12 bei Sulingen (Landkreis Diepholz) statt.

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