Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Bei Kämpfen und Artillerieduellen an verschiedenen Frontabschnitten haben russische Truppen nach eigener Darstellung den ukrainischen Verteidigern größere Verluste zugefügt. So seien bei Kämpfen rund um Donezk im Osten der Ukraine rund 60 ukrainische Soldaten «vernichtet» worden, berichtete die Staatsagentur Tass unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau.
In der benachbarten Region Luhansk seien rund 30 ukrainische Soldaten bei einem Artillerieangriff getötet worden. Daneben soll bei diversen Artillerieduellen von Cherson im Süden bis Charkiw im Osten eine Reihe von ukrainischen Geschützen zerstört worden sein. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Lawrow wettert gegen USA
Der russische Außenminister Sergej Lawrow sieht die USA als Hauptschuldigen und zugleich größten Nutznießer des Ukraine-Kriegs. Strategisches Ziel der USA und ihrer Verbündeten in der Nato sei ein «Sieg über Russland auf dem Schlachtfeld», um Russland zu schwächen oder gar zu vernichten, sagte Lawrow in einem Interview der russischen Staatsagentur Tass am Dienstag. Daneben verfolge Washington das Ziel, die traditionellen Beziehungen Russlands zu Europa zu zerstören.
Das russische Militär war am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert. Der offizielle Auftrag aus Moskau lautete, das Land zu «entnazifizieren und entmilitraisieren». Wegen des Angriffskriegs, in dem bereits Tausende Menschen ums Leben kamen, verhängten die USA, die EU und andere westliche Staaten harsche Sanktionen gegen Russland. Die Ukraine erhält zudem militärische Waffen und Ausrüstung aus dem Westen.
Auch Deutschland unterstützt die Verbündeten in Kiew im Abwehrkampf gegen Russland. Der Krieg zwang die Bundesregierung Anfang des Jahres, die Absicht aufzugeben, keine Waffen in Kriegsgebiete zu liefern. Mehr als ein Viertel der genehmigten Rüstungsexporte gingen in diesem Jahr in die angegriffene Ukraine.
Moskau: Vier ukrainische Saboteure in Grenzregion getötet
An der russisch-ukrainischen Grenze wurden nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB vier Saboteure getötet. Die Ukrainer seien bei dem Versuch, im Gebiet Brjansk die Grenze zu überqueren, «liquidiert» worden, teilte der FSB mit. Sie hätten selbst gebaute Sprengsätze, ausländische Waffen und Munition sowie Kommunikation- und Navigationsgeräte bei sich gehabt, um auf russischem Staatsgebiet Terroranschläge zu verüben, hieß es. Ukrainische Medien berichteten, dass die Männer militärische Aufgaben gegen Russlands Angriffskrieg erledigt hätten.
Ein Soldat der ukrainischen Streitkräfte bestätigte im Nachrichtenkanal Telegram den Tod seiner Kameraden. Er veröffentlichte Namen und Fotos von ihnen. Er ging allerdings davon aus, dass die Männer durch eine Minenexplosion getötet wurden. Laut FSB wurden sie bereits am 25. Dezember getötet.
Die russischen Behörden beklagen seit Monaten Angriffe von ukrainischer Seite im grenznahen Raum, aber auch im Hinterland. Der FSB meldet inzwischen fast täglich Festnahmen mutmaßlicher Saboteure und Terroristen in verschiedenen Teilen Russlands. Auch von Drohnenangriffen ist immer wieder die Rede.
Mehr als ein Viertel deutscher Rüstungsexporte an Ukraine
Die Regierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich eigentlich vorgenommen, die Rüstungsexporte zurückzufahren - doch der Ukraine-Krieg brachte die Kehrtwende. Mehr als ein Viertel der vom 1. Januar bis 22. Dezember gelieferten Waffen und militärischen Ausrüstung ging in die Ukraine, wie aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Sevim Dagdelen hervorgeht. Insgesamt wurden demnach in diesem Jahr Rüstungsexporte für mindestens 8,35 Milliarden Euro genehmigt. Das ist schon jetzt der zweithöchste Wert in der Geschichte der Bundesrepublik.
Für das von Russland angegriffene Land wurden Rüstungslieferungen für 2,24 Milliarden Euro genehmigt, darunter viele schwere Waffen wie 30 Flugabwehrpanzer Gepard, 14 Panzerhaubitzen 2000 (schwere Artilleriegeschütze), fünf Mehrfachraketenwerfer oder das Flugabwehrsystem Iris-T.
Lambsdorff als neuer Botschafter in Russland im Gespräch
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gilt der Posten als Botschafter in Moskau als besonders schwierig. Nun soll der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Alexander Graf Lambsdorff, nach übereinstimmenden Medienberichten neuer deutscher Botschafter in Russland werden. Nach dpa-Informationen war der 56-Jährige im Gespräch für den Posten. Für einen endgültigen Beschluss gab es am Dienstag noch keine Bestätigung. Zuerst hatten das Onlineportal «The Pioneer» sowie «Spiegel» und «Frankfurter Allgemeine Zeitung» über die Personalie berichtet. Derzeit ist Géza Andreas von Geyr Botschafter in Moskau.