LNG-Terminal Brunsbüttel
Blick von der Elbe auf die Kaianlagen des Hafens Brunsbüttel.

Kein großes LNG-Terminal im Hafen - Vielleicht ein kleines?

Die Pläne für ein großes Flüssiggas-Terminal im Hamburger Hafen sind vom Tisch. Gutachten hätten gezeigt, dass die von der Bundesregierung geplante Größe des LNG-Terminals nicht kurzfristig mit den Rahmenbedingungen zusammenzubringen sei, teilte ein Sprecher der Umweltbehörde am Freitag mit. Insbesondere stünden die Gewässerausbaumaßnahmen und das Risiko einer weitreichenden Sperrung des südlichen Teils des Hafens für die Seeschifffahrt dem Projekt entgegen.

Zum einen hätten am geplanten Standort der schwimmenden Plattform neben dem stillgelegten Kohlekraftwerk Moorburg große Schlickmengen weggebaggert werden müssen, was der Bund nicht mitfinanzieren will. Zum anderen hätte die Süderelbe aus Sicherheitsgründen für den Schiffsverkehr gesperrt werden müssen, wann immer ein Tankschiff zum Entladen festgemacht hätte. Die Dauer des Entladens war mit 24 bis 48 Stunden kalkuliert worden und sollte zweimal pro Woche ablaufen.

Mit dem schwimmenden Terminal sollte die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas reduziert werden. Das von Schiffen angelandete Flüssiggas wäre dort wieder gasförmig gemacht und ins Netz eingespeist werden. Die Kapazität sollte bei acht Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr liegen. Statt ein großes Terminal zu bauen will der Senat nun in Abstimmung dem Bundeswirtschaftsministerium die Stationierung eines kleineren LNG-Terminalschiffs prüfen. «Aufgrund der wesentlich kleineren Dimension fallen viele der Herausforderungen geringer aus, die sich bei einem großen LNG-Terminal ergeben», teilte die Umweltbehörde mit.

Dem «Hamburger Abendblatt» zufolge könnte die kleinere Anlage ihr Gas vom geplanten LNG-Terminal Brunsbüttel erhalten. Dieses soll ebenfalls eine Kapazität von acht Milliarden Kubikmetern im Jahr haben, könnte diese vorerst aber nicht ausschöpfen, weil in Brunsbüttel bislang nur 3,5 Milliarden Kubikmeter ins Netz eingespeist werden können. Die Idee: Kleinere Schiffe könnten das überschüssige Gas nach Hamburg bringen.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte: «Eine große Lösung hat sich in der Tat als schwierig erweisen; die nautischen Voraussetzungen hierfür sind nicht gegeben.» Es liefen daher Gespräche mit Hamburg, wie eine kleine Lösung aussehen könne.

Hamburg hatte sich bereits Ende März als Standort für eines der insgesamt vier LNG-Terminals angeboten, mit denen die Bundesregierung die Abhängigkeit von russischem Erdgas verringern will. Nachdem der Bund im Juli das Hamburger Angebot dankend ablehnte und sich letztlich für Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Stade und Lubmin entschied, blieb Bürgermeister Peter Tschentscher jedoch dabei: «Es liegt im nationalen Interesse, dass alle verfügbaren Floating-Units so früh wie möglich in Betrieb genommen werden.» Hamburg sei bereit, dazu einen Beitrag zu leisten.

Der Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Dirk Kienscherf, sagte, es sei richtig gewesen, dass Hamburg sich bereit erklärt habe, Verantwortung zu übernehmen. «Entsprechend werden wir nun untersuchen, ob wir uns mit einer kleineren Lösung engagieren können.» Alle Länder und Gemeinden in Deutschland seien aufgefordert, die Sicherheit der Energieversorgung zu erhöhen und dafür jede Möglichkeit zu prüfen.

Der Energie-Experte der Grünen-Fraktion, Johannes Müller, betonte, es dürfe im Winter nicht zu wenig Gas geben. «Jetzt muss es darum gehen, dass der Senat die Planungen für ein kleineres und leichter zu realisierendes LNG-Terminal weiterhin verfolgt.» So könnte Hamburg überschüssiges Gas aus Brunsbüttel übernehmen. «Kurzfristig wäre das in Kombination mit einem entschlossenen und großflächigen Ausbau der erneuerbaren Energien der richtige Schritt und das, was Deutschland gerade braucht.»

Kritik kam von der CDU-Opposition. «Die energiepolitischen Lage in Hamburg wird durch das ausbleibende LNG-Terminal in Moorburg immer schwieriger», sagte deren wirtschaftspolitischer Sprecher Götz Wiese. Der rot-grüne Senat, speziell Tschentscher, sei nicht in der Lage gewesen, den Standort Hamburg durchzusetzen. «Das Angebot an Energie wird in Hamburg nicht ausgebaut. Die Entwicklung des Hamburger Hafens zum Energiehafen stockt.» Es fehle jedes Konzept. «Jeder Tag ohne Hafenentwicklungsplan ist ein schlechter Tag für Hamburgs Hafen», kritisierte Wiese.

Zurück

{file::popup_2024-02_KC_geschlossen.html5}