Hohe Spritkosten belasten ambulante Pflegedienste
Aufgrund der anhaltend hohen Spritkosten dringen ambulante Pflegedienste in Sachsen-Anhalt auf finanzielle Unterstützung. «Wir zahlen derzeit für jede Fahrt in der ambulanten Pflege drauf», sagt Anke Brumm, Geschäftsführerin der Malteser in der Diözese Magdeburg. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) fordert eine Gesetzesänderung, um die Pflegekassen zu verpflichten, die Energiekosten neu zu vereinbaren. Doch ändern könnte sich die Lage für die Pflegedienste möglicherweise erst im nächsten Jahr.
Die Kostensteigerungen für Sprit liegen laut dem Awo-Kreisverband Burgenlandkreis bei rund 30 Prozent. «Der Preissprung fällt mit dem Ausbruch des Ukrainekriegs zusammen», sagt Geschäftsführer Torsten Fulczynski. Einen Ausgleich durch die Pflegekassen zur Refinanzierung gebe es bisher nicht. Dabei würden auf Landtouren schnell mal 60 Kilometer anfallen, im Einzelfall auch mehr. «Unser Dienst ist generell mehr im ländlichen Raum als im städtischen Raum unterwegs.»
So geht es derzeit vielen Unternehmen im Bereich der Pflege. «Die Einrichtungen berichten bereits von einer Verdreifachung der Energie-Gesamtkosten», sagt DRK-Landesgeschäftsführer Carlhans Uhle. Er sieht den Bund in der Verantwortung, kurzfristig zu helfen.
Anke Brumm von den Maltesern spricht ebenfalls von einer «massiven wirtschaftlichen Mehrbelastung». Energiekosten-Hilfen durch Bund oder Land habe man bisher keine erhalten. Auch einer Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums, die steigenden Kraftstoffpreise in einer Extrarunde zu verhandeln, seien die Kranken- und Pflegekassen bisher nicht nachgekommen.
Der BPA in Sachsen-Anhalt übt Kritik. Gerade im ländlichen Raum sei eine individuelle Anfahrt zu einem Patienten zunehmend nicht mehr von der pauschalen Vergütung gedeckt, sagt Fachreferent Fabian Herrmann. Forderungen zu Nachverhandlungen seien von den Kassen zurückgewiesen worden. «Wir brauchen eine Gesetzesänderung, um die Pflegekassen zu zwingen, die Energiekosten neu zu vereinbaren.»
Klaus Holst, Leiter der Landesvertretung der Ersatzkassen in Sachsen-Anhalt, sagt, Nachverhandlungen für das laufende Jahr seien zwar prinzipiell möglich. Doch Kostensteigerungen müssten von den Pflegediensten dann aber sehr detailliert nachgewiesen werden. «Wir haben Regeln, unter denen Vergütungsvereinbarungen geführt werden.» Holst setzt lieber auf die nächsten regulären Verhandlungen ab 1. Januar 2023. Da würden auch die Spritkosten mit berücksichtigt, so Holst.
Laut der Awo wirken sich die steigenden Spritkosten nicht nur bei ambulanten Pflegediensten problematisch aus, sondern auch bei Tagespflegeeinrichtungen. Dort gebe es seit Jahren pauschal nur zwei Euro pro Fahrt, was nicht auskömmlich sei. Davon müssten nicht nur Spritkosten, sondern auch die Fahrer sowie alle weiteren Fahrzeugkosten bezahlt werden. «Dort müsste unbedingt nachgebessert werden. Dagegen sperren sich die Kassen aber seit Jahren vehement», sagt Fulczynski.