Hohe Preise: Kreuzfahrtschiffe fahren mit Diesel statt LNG
Wegen gestiegener Preise für Flüssigerdgas (LNG) fahren einige Kreuzfahrtschiffe derzeit nicht mit dem als umweltfreundlicherer geltenden Treibstoff. Das betrifft etwa die beiden Kreuzfahrtschiffe «Aidanova» und «Aidacosma», wie Aida-Sprecher Hansjörg Kunze am Donnerstag auf Anfrage bestätigte. Stattdessen würden sie seit ein paar Wochen mit Marinegasöl (MGO) - einem Dieseltreibstoff - betrieben. Zuvor hatte das «Hamburger Abendblatt» darüber berichtet.
Auch Costa Kreuzfahrten ist nach eigenen Angaben betroffen. «Die anhaltende Energiekrise führt zu weitreichenden Beeinträchtigungen beim Zugang zu und in der Gesamtversorgung mit Flüssigerdgas», erklärte das Unternehmen. Dabei gehe es um die Schiffe «Costa Toscana» und «Costa Smeralda». Man setze die Verwendung von LNG zweitweise aus. «Die Schiffe werden nun vorübergehend mit dem schwefelarmen Treibstoff Marine Gas Oil (MGO) betrieben. Sobald sich der Energiemarkt stabilisiert, werden wir den LNG-Betrieb wieder aufnehmen.»
Ähnlich äußerte sich auch Aida-Sprecher Kunze, aber man könne die Preisentwicklung nicht voraussehen. «Die Preissteigerungen waren erheblich, um nicht zu sagen, explosionsartig», sagte er. LNG habe sich auf das drei- bis Fünffache verteuert. Eine Belieferung zu angemessenen Preisen sei nicht möglich. Die Schiffsmotoren beider Schiffe seien für den Dual-Fuel-Betrieb gebaut und könnten sowohl MGO als auch LNG nutzen. LNG senke nicht nur die lokalen Emissionen, sondern sei auch die Brückentechnologie in die Zukunft hin zum möglichen Betrieb mit emissionsfreien Gasen.
Die 2018 in Dienst gestellte «Aidanova» sei das weltweit erste Kreuzfahrtschiff gewesen, das komplett mit LNG betrieben werden konnte. Derzeit sei sie um die Kanarischen Inseln unterwegs. Die «Aidacosma» befinde sich im Arabischen Golf.
Die Kreuzfahrtreederei TUI Cruises ist nach eigenen Angaben nicht betroffen, weil aktuell keines der Schiffe mit LNG unterwegs ist. Allerdings sollen zwei Neubauten, von denen ein Schiff im Herbst 2024 und ein weiteres 2026 in Dienst gestellt werden sollen, mit LNG fahren, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilte. Auch TUI Cruises sieht dabei einen Schritt hin zur klimaneutralen Kreuzfahrt, da die Schiffe perspektivisch auch mit emissionsärmeren und klimafreundlicher erzeugten LNG-Arten betrieben werden könnten. Ein weiterer Neubau - die «Mein Schiff 7», die im Frühjahr 2024 in Dienst gestellt werden soll, soll den Angaben zufolge mit Marinediesel fahren. Es könne perspektivisch aber auch mit sogenanntem grünen Methanol fahren, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.
Das «Hamburger Abendblatt» verweist zudem auf das Fährunternehmen Fjord Line. Dieses hatte mitgeteilt, seine beiden LNG-Schiffe, die «MS Stavangerfjord» und «MS Bergensfjord» von reinen LNG-Motoren auf Dual-Fuel-Motoren umzustellen. Leider führten steigende Treibstoffkosten für LNG zu einer Gewinnsituation, die nicht nachhaltig sei. «Die Energiekrise, ausgelöst durch die Invasion Russlands in die Ukraine, hat zu außerordentlich hohen und stark schwankenden LNG-Preisen geführt», hieß es in einer Mitteilung. Es sei traurig, einen Umbau vornehmen zu müssen, um auch mit MGO fahren zu können. Betroffen sind Routen zwischen Dänemark und Norwegen.