Habeck und der Neustart der deutschen Wirtschaft in Afrika
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will einen Neustart mit Afrika und die Wirtschaftsbeziehungen deutlich ausbauen. Über das Instrument staatlicher Investitionsgarantien sollen mehr deutsche Investitionen nach Afrika gelenkt werden. Habeck sprach am Mittwoch in Johannesburg bei der Eröffnung einer deutsch-afrikanischen Wirtschaftskonferenz von zusätzlichen Anreizen.
Die deutsche Wirtschaft ist bisher verglichen etwa mit Nordamerika oder Asien sehr gering in Afrika engagiert. Im vergangenen Jahr hätten deutsche Firmen rund 1,6 Milliarden Euro in Afrika investiert, sagte Habeck. «Das ist ermutigend, aber noch lange nicht genug.»
Der südafrikanische Handelsminister Ebrahim Patel sagte, man könne beim Handel sehr viel mehr machen und viel ambitionierter sein.
Habeck will nun einen neuen Schub erreichen - vor dem Hintergrund, dass Lieferwege breiter aufgestellt und einseitige Abhängigkeiten vor allem von China bei wichtigen Rohstoffen vermieden werden sollen. Angestrebt wird eine vertiefte Zusammenarbeit mit Afrika bei erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne.
Afrika hat ein großes Potenzial
Bereits vor einer Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Singapur hatte Habeck vor kurzem angekündigt, dass über eine Änderung von Investitionsgarantien private Investitionen verstärkt in Märkte abseits von China gelenkt werden sollen. Mit Garantien des Bundes können deutsche Unternehmen Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern gegen politische Risiken absichern, etwa gegen Enteignungen oder Kapital- und Transferbeschränkungen.
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sagte, in Afrika schlummere ein großes Potenzial. Er wies aber auf große Hürden hin. Es gebe eine Fragmentierung des Marktes. Investitionen in Asien seien aus Sicht vieler Firmen attraktiver. Außerdem gebe es in Afrika schwierige Finanzierungsbedingungen vor allem für den deutschen Mittelstand.
Es gebe viel zu tun für die deutsche Wirtschaft, sagte Heinz-Walter Große, Vorsitzender der Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft, der dpa. Die deutschen Handelsbeziehungen mit Ungarn seien um 20 Prozent höher als die mit ganz Afrika - obwohl in Afrika rund 1,4 Milliarden Menschen leben und in Ungarn rund 10 Millionen. Der afrikanische Markt sei bisher sehr kleinteilig, es gebe 54 unterschiedliche Länder mit unterschiedlicher geschichtlicher Vergangenheit und teilweise autoritären Systemen. Und: «Wir haben natürlich das Thema von Korruption.»
Afrikanische Freihandelszone im Aufbau
Aber es gebe sehr viele afrikanische Volkswirtschaften, die überproportional wachsen. «Mein Anliegen ist, dass sich deutsche Vorstandsetagen mehr um Afrika kümmern und dass in ihr Portfolio aufnehmen», sagte Große. Eine große Bedeutung könne die afrikanische Freihandelszone haben. Diese befindet sich aber noch in einem Anfangsstadium, Handelshemmnisse sollen schrittweise abgebaut werden.
«Die Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bleibt einer der wichtigsten Entscheidungsfaktoren für oder gegen ein (verstärktes) wirtschaftliches Engagement deutscher Unternehmen in Afrika», heißt in einem Positionspapier des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).
In einer Unternehmerumfrage wurden als die größten Herausforderungen in Afrika genannt: Korruption, politische Instabilität, internationale Konkurrenz, bürokratische Hürden, mangelnde Infrastruktur, Verlässlichkeit lokaler Partner sowie Mangel an qualifizierten Fachkräften.
In Afrika stark ist vor allem China. Die afrikanischen Länder seien stark abhängig von Importen aus China und Exporten von Rohstoffen nach China, heißt es im BDI-Papier. Der Bund habe punktuell Anreize für Exportkreditgarantien geschaffen. «Allerdings haben deutsche Exporteure im internationalen Vergleich häufig das Nachsehen, da sie mit asiatischen Finanzierungskonditionen nicht konkurrieren können.»
Dazu kommt zum Beispiel das deutsche Lieferkettengesetz, das zum 1. Januar 2023 zunächst für große Unternehmen in Kraft tritt und den Schutz der Menschenrechte in globalen Lieferketten verbessern soll. Der BDI sieht die Gefahr, dass afrikanische Lieferanten aus Risikoländern gemieden werden.