Gaszähler
Das Zählwerk in einem Gaszähler dreht sich.

Gasverbrauch in Niedersachsen im Jahr 2022 deutlich gesunken

Privathaushalte und Industrie in Niedersachsen haben vor dem Hintergrund der Energiepreiskrise im vergangenen Jahr deutlich weniger Gas verbraucht als in den Vorjahren. So ging der Gasverbrauch im Netzgebiet des Energieversorgers Enercity aus Hannover um 15 Prozent (temperaturbereinigt 6,1 Prozent) zurück. Auch der Netzbetreiber BS Netz aus Braunschweig stellte einen Rückgang von rund 15 Prozent (nicht temperaturbereinigt) fest.

Weitere Unternehmen bestätigten die Beobachtung. Der Betreiber EWE Netz, der hauptsächlich im Gebiet Ems-Weser-Elbe aktiv ist, erklärte, im Vergleich zum Zeitraum 2017 bis 2021 hätten Haushalts- und kleinere Gewerbekunden in ihrem Netz rund 9 Prozent Gas eingespart (temperaturbereinigt). «Dabei war festzustellen, dass die Einsparanstrengungen in den Monaten September und Oktober größer waren als zum Beispiel Ende des Jahres. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass die Heizthermen bewusst später eingeschaltet wurden als vor vergangenen Wintern», teilte EWE Netz mit.

Auch bei der SWO Netz als Netzbetreiber in Osnabrück ist der Trend zu erkennen. Dort lag der Gasverbrauch um gut 16 Prozent niedriger als im Mittel der Jahre 2019 bis 2021. «Bis in den Dezember hinein gab es vergleichsweise milde Temperaturen. Dies muss man in jedem Fall mit beachten», betonte ein Sprecher. In der Regel fiel der Rückgang beim Verbrauch der Privathaushalte größer aus als in der Industrie, wie aus der Befragung der Unternehmen hervorgeht.

Strom wurde den Betreibern zufolge ebenfalls weniger verbraucht, allerdings längst nicht in dem Ausmaß wie beim Gas. Enercity sprach von einer um rund 2,7 Prozent niedrigeren Menge im Vergleich zu 2021, BS Netz von minus 1,6 Prozent. Die SWO Netz gab den Rückgang im Vergleich zum Mittel der drei Vorjahre mit rund 6 Prozent an.

EWE Netz wies darauf hin, dass sich die aus dem Netz entnommene Menge Strom bereits in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich reduziert habe. Ursächlich dafür seien beispielsweise der Zubau von Photovoltaik-Anlagen sowie politische Entscheidungen wie das «Glühlampenverbot». In der jüngeren Vergangenheit habe sich diese Entwicklung jedoch verlangsamt, hieß es.

Die Gasknappheit wirkte sich überdies auf die Stromerzeugung aus. So erklärte Enercity, dass 2022 in diesem Bereich fast 40 Prozent weniger Gas eingesetzt wurden. Der Einsatz von Kohle legte dagegen um 30 Prozent zu. Ein wesentlicher Faktor hierbei waren die politischen Vorgaben und Verpflichtungen, Reservekapazitäten mit Gas für die Industrie und Wärmeversorgung vorzuhalten, während Kohlekraftwerke bei vielen Erzeugern wieder stärker angefahren wurden - trotz großer Bedenken von Klimaschützern. Die erneuerbaren Energien steuerten bei Enercity 2,2 Prozent mehr zur Stromproduktion bei als im Jahr davor.

Deutschland hat seine Energieversorgung wegen des Ukraine-Kriegs im vergangenen Jahr stark umgebaut. War bis dahin Russland der wichtigste Energielieferant, insbesondere für Gas, setzt die Bundesregierung jetzt unter anderem auf den Import von verflüssigtem Erdgas über LNG-Terminals sowie auf ein beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien wie insbesondere der Windkraft. Aber auch Kohle- und Atomkraftwerke werden länger betrieben als geplant.

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