Nahwärmenetz im Ahrtal
In dem grauen Gebäude in der Dorfmitte von Marienthal ist die neue Heizungszentrale untergebracht.

Erstes dorfweites Nahwärmenetz geht im Flutgebiet in Betrieb

Klimafreundliches Heizen überall im Dorf: In Marienthal geht an diesem Sonntag (20.11.) das erste Nahwärmenetz eines ganzen Ortes im flutgeschädigten Ahrtal offiziell in Betrieb. Die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD) teilt der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Nutzung erneuerbarer Energien mit: «Gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium und den Bürgermeistern der jeweiligen Gemeinden arbeiten wir daran, dass es künftig weitere Nahwärmenetze im Ahrtal gibt.»

Dreyer hat sich für die kleine Feier am Sonntag in Marienthal ebenso angesagt wie Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne). Bis zur Ahrflut mit mindestens 134 Toten und Tausenden verwüsteten Häusern im Juli 2021 hat es in dem Flusstal viele weniger klimafreundliche Öl-Heizungen gegeben. Laut Dreyer ist das neue Nahwärmenetz nicht nur für die Wärmeversorgung ein Meilenstein, «sondern auch für die Dorfgemeinschaft Marienthals, die nach der Flutkatastrophe noch enger zusammengerückt ist und sich für ihr Nahwärmenetz eingesetzt hat».

Eder teilt der dpa mit, das neue Netz verbinde «erneuerbare Wärmequellen (Holzpellets und Solarthermie) effizient und flexibel und kann so ganzjährig Versorgungssicherheit gewährleisten». Die Ministerin ergänzt: «Der CO2-Ausstoß aus überwiegend Öl-Heizungen wird von zuvor 238 Tonnen im Jahr auf Null reduziert werden und ist damit ein Vorzeigemodell für Rheinland-Pfalz.»

Laut dem Dorfkümmerer von Marienthal, Rolf Schmitt, besteht das neue Netz aus einer Heizzentrale und 33 Hausanschlüssen. Vier davon seien vorerst auf leere Grundstücke gelegt worden, wo nach dem Abriss flutgeschädigter Gebäude Neubauten geplant seien. Nur sechs Häuser in dem kleinen Dorf seien nicht ans Nahwärmenetz angeschlossen worden.

Dank Förderungen und Spenden sind die Kosten für Hausanschlüsse laut Schmitt auf jeweils nur rund 2000 Euro gedrückt worden. Etwa 2,2 Millionen Euro habe das Projekt einer Energiegenossenschaft insgesamt gekostet. Auf vorerst 250 Euro belaufe sich der monatliche Abschlag für die angeschlossenen Haushalte. Schornsteinfeger und Wartung sind nach Worten von Schmitt nicht mehr nötig: «Diese Kosten fallen weg.»

Pellets werden etwa aus Sägemehl hergestellt und gelten daher oft als nachhaltig. Umweltschützer beklagen indes auch die Fertigung aus ganzen Bäumen sowie Emissionen wie Feinstaub. Schmitt verweist auf hochmoderne Filter beim Marienthaler Wärmenetz.

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