Till Backhaus
Till Backhaus, MV-Landesumweltminister, steht mit einer Zuckerrübe in der Hand auf dem Rübenplatz.

Erntedankfest im Zeichen guter Erträge und großer Sorgen

Die Bauern in Mecklenburg-Vorpommern haben trotz Hitze und Trockenheit in diesem Jahr eine überdurchschnittliche Ernte eingefahren, sind angesichts von Inflation und hoher Energiepreis aber nicht frei von Sorgen. Vor dem Landeserntedankfest am Sonntag in Ferdinandshof (Landkreis Vorpommern-Greifswald) mahnte Agrarminister Till Backhaus (SPD) eine gerechtere Verteilung der Krisenlasten zugunsten des ländlichen Raumes an.

Der vom Bund geplante Rettungsschirm mit 200 Milliarden Euro zur Dämpfung der Strom- und Gaspreise sei zu begrüßen. Doch seien weitere Maßnahmen nötig. «Der ländliche Raum, gerade in Mecklenburg-Vorpommern, versorgt das Land mit sauberer Energie durch Solaranlagen, Windkraft und Biomasse. Die Menschen vor Ort haben aber nur selten einen Vorteil davon», beklagte Backhaus. Wegen hoher Netzentgelte müssen bislang vor allem Bewohner ländlicher Regionen in Norddeutschland überdurchschnittlich viel für Strom bezahlen.

Backhaus forderte eine insgesamt höhere Wertschätzung für ländliche Regionen. «Woher beziehen die großen Städte ihre Lebensmittel? Aus dem ländlichen Raum», sagte der SPD-Politiker. Die zuverlässige Versorgung mit Nahrungsgütern werde häufig als selbstverständlich hingenommen, doch das sei sie nicht. «Hinter den vollen Supermarktregalen stecken harte Arbeit und unternehmerische Risiken», betonte er. Zugleich warb Backhaus für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln. Während weltweit mehr als jeder zehnte Mensch hungere, wanderten in Deutschland rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr in den Müll, vieles davon noch genusstauglich. «Das ist ein Skandal», konstatierte Backhaus.

Laut Agrarministerium wurden in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern ersten Erhebungen zufolge 4,1 Millionen Tonnen Getreide und 781 000 Tonnen Raps in guten Qualitäten geerntet. Der durchschnittliche Getreideertrag lag demnach mit 76,7 Dezitonnen je Hektar 12,9 Prozent über dem Mittel der Jahre 2016 bis 2021. Der Rapsertrag lag mit 40,6 Dezitonnen je Hektar sogar 25,2 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Allerdings fielen die Erträge regional sehr unterschiedlich aus.

Die Landwirte befürchten allerdings, dass sie aufgrund staatlich verfügter Beschränkungen für den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden Ertragsrückgänge hinnehmen müssen. Sie wehren sich daher gegen Vorgaben aus Brüssel, mit denen die Natur besser geschützt werden soll, und gegen die Pläne zu deren Umsetzung im Land. So klagten Bauern gegen die Düngeverordnung Mecklenburg-Vorpommerns und brachten diese zu Fall. Eine neue Regelung ist in Arbeit, wird laut Ministerium gemäß EU-Forderungen aber die Regeln weiter verschärfen.

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