Wilhelmshavener beraten zu dezentraler Energiegewinnung
Passanten gehen über die Kaiser-Wilhelm-Brücke in Wilhelmshaven.

Erneuerbar statt fossil: Energie-Beratungen in Wilhelmshaven

Angesichts des umstrittenen Ausbaus der fossilen Energieinfrastruktur in Wilhelmshaven suchen Naturschutzverbände sowie Bürgerinnen und Bürger nach Möglichkeiten, erneuerbare Energie in ihrer Stadt verstärkt dezentral zu erzeugen. Bei einem Kongress des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) im Wattenmeerbesucherzentrum wollen Energieexperten, Ingenieure und Naturschützer am Mittwochabend über die Potenziale für Energie aus Wind, Sonne und Biomasse in der Jadestadt informieren. Das Ziel sei es, die Energiegewinnung in Bürgerhand zu nehmen, sagte die Nabu-Vorsitzende in Wilhelmshaven, Stefanie Eilers.

Viele Einwohner fühlten sich angesichts des schnellen Tempos etwa beim Bau des ersten deutschen LNG-Terminals vor Wilhelmshaven nahe dem Wattenmeer bei Energiefragen nicht mitgenommen, sagte Eilers. «Wir erleiden hier für andere Landkreise eine Zerstörung der Natur und Landschaft.» Zwar brauche es viel Energie, um den Lebensstandard zu halten. «Wir sollten sie aber gefälligst da erzeugen, wo die Menschen sind und nicht da, wo die Natur ist», sagte Eilers.

Das könne etwa durch mehr Photovoltaikanlagen auf Dächern und den Ausbau der Windenergie gelingen. «Denn wir glauben, dass wenn jeder seinen Strom selbst erzeugt und seine Gasheizung abschaltet, genug Strom überbliebe, um auch unsere Industrie zu retten», sagte Eilers.

Bei dem Kongress sollen etwa Ingenieure zum Umbau von Dächern von Gewerbe- und Industriegebäuden für Photovoltaikanlagen beraten. Vertreter der Oldenburger Energiegenossenschaft «Olegeno» wollen zudem über den Aufbau ihrer Genossenschaft berichten. «Wir hoffen, dass wir die Gründung einer 'Wilegeno' erleben werden», sagte Eilers. Das Interesse für eine solche Energiegenossenschaft sei in der Wilhelmshavener Bevölkerung da.

Wilhelmshaven hat eine lange Geschichte als wichtiger Anlandestandort für Energie in Deutschland - bislang noch aus fossilen Quellen. Der Standort zählt nach Angaben der Stadt zu den größten Häfen der Bundesrepublik etwa für den Import und Umschlag von Kohle sowie Rohöl- und Mineralölprodukten. Im vergangenen Dezember wurde zudem das erste deutsche schwimmende Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) nahe Wilhelmshaven in Betrieb genommen und eine Anbindung an das deutsche Ferngasleitungsnetz gebaut. Als «Energiedrehscheibe 2.0» wollen die Stadt, das Land Niedersachsen, Wirtschaftsverbände und Unternehmen Wilhelmshaven langfristig zu einem Standort für die Anlandung und Erzeugung erneuerbarer Energie entwickeln.

Umweltschutzverbände fürchten dagegen, dass es in Wilhelmshaven zu einem Ausbau der fossilen Energieinfrastruktur und einer stärkeren Abhängigkeit von fossilen Energieträgern statt zu einer Energiewende kommt. 14 Verbände und Gruppen haben sich deshalb zu einem «Netzwerk Energiedrehscheibe» zusammengeschlossen.

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