Energiekrise: Universitäten mit Sorgen und Forderungen
Die beiden Universitäten im Nordosten blicken mit Sorge auf die steigenden Preise etwa für Energie. «Ohne adäquate finanzielle Unterstützung der Landesregierung steht die Universität vor tiefgreifenden Einschnitten in Forschung und Lehre», teilte die Universität Greifswald am Freitag mit. Man teile die Sorgen der Greifswalder Kolleginnen und Kollegen, hieß es von der Universität Rostock.
Ein gemeinsames Schreiben der Landesrektorenkonferenz Mecklenburg-Vorpommern, unterschrieben von den Rektorinnen und Rektoren der Hochschulen und Universitäten des Landes, sei bereits an Wissenschaftsministerin Bettina Martin und den Finanzminister Heiko Geue (beide SPD) gegangen, hieß es aus Rostock. Der Senat der Universität Rostock wolle am kommenden Mittwoch darüber beschließen, wie die Haushaltsnotlage den politisch Verantwortlichen deutlich gemacht und welche Forderungen erhoben werden sollen.
Das Schweriner Wissenschaftsministerium verwies auf die vor kurzem bekanntgegebenen Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. «Wir fordern, dass auch die Hochschulen durch den Energiepreisdeckel entlastet werden», teilte Sprecher Michael Fengler mit. «Wir nehmen die Sorgen der Hochschulen sehr ernst.» Der Energiepreisdeckel müsse nun schnell kommen, denn die Hochschulen bräuchten Planungssicherheit.
Die Bundesregierung hatte am Donnerstagnachmittag ein 200 Milliarden Euro schweres Hilfspaket bekanntgegeben, das unter anderem Preisdeckel auf Strom und Gas vorsieht.
Der Senat der Uni Greifswald hatte bereits am Donnerstag vom Land mehr Geld gefordert. Verschärfend komme hinzu, dass das Land die Kürzung der Rücklage der Universität plane, hieß es. Das Land nehme - im Gegensatz zu vergleichbaren strukturschwachen Bundesländern - die Hochschulen bei den exorbitant gestiegenen Energiekosten bislang von jeglicher Unterstützung aus.
Die Uni geht den Angaben zufolge für 2023 von Mehrkosten von mindestens acht Millionen Euro aus. Ursache dafür seien die exorbitant gestiegenen Energiekosten, die Anhebung des Mindestlohns und die Inflation.
Kritik an der Landesregierung kam von der FDP-Landtagsfraktion. Der energiepolitische Sprecher David Wulff forderte Investitionen in weitergehende Energiesparmaßnahmen wie Photovoltaik. Die Uni Greifswald könne damit zum «Leuchtturm in dieser strukturschwachen Region avancieren». Der Sprecher der FDP-Jugendorganisation im Land, Lukas Schmidt, kritisierte die nach seinen Worten bestehende Vernachlässigung der Hochschulen in den vergangenen Jahren. Beide unterstrichen die Bedeutung etwa der Uni Greifswald als Innovationsstandort.
Auch von der CDU-Landtagsfraktion kam Kritik. «Es ist vollkommen unverständlich, dass die rot-rote Landesregierung bisher keine finanziellen Hilfen für die Hochschulen angekündigt hat und diesen nur der Weg über die Öffentlichkeit bleibt, um sich Gehör zu verschaffen», monierte die Abgeordnete Katy Hoffmeister. Sollte es zutreffen, dass das Land eine Kürzung der Rücklage der Universität Greifswald plane, werde die CDU-Fraktion dem nicht zustimmen. Die CDU habe eine Beratung über die Finanzlage der Hochschulen bereits für die nächste Sitzung des Wissenschaftsausschusses angemeldet.
Im Umgang mit der Energiekrise setzt die Universität Greifswald auf Einsparmaßnahmen, Aufklärung und Notfallpläne. Die Raumtemperatur an Arbeitsplätzen sei bereits auf 19 Grad abgesenkt, die Heizzeit werktags in der Regel auf die Zeit zwischen 7.00 und 16.00 Uhr beschränkt und die Außenbeleuchtung soweit möglich abgestellt worden.
Seit Juli tage regelmäßig ein Energie-Krisenstab. Einrichtungen wie Labore, historische Dokumentensammlungen, Archive sowie Bibliotheken sollten demnach bis Ende Oktober Notfallpläne für eventuelle Mangellagen erstellen. Tipps zum Energiesparen seien auf der Internetseite veröffentlicht worden. Am Freitag sollte zudem ein Aktionstag unter anderem mit einem Vortrag für Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz sensibilisieren.