Messe Berlin
Der Berliner Funkturm und das ehemalige Internationale Congress Centrum bei Sonnenaufgang.

Dächer der Messe werden zur größten Solaranlage Berlins

Berlin hat sich ehrgeizige Ziele für den Ausbau der Solarenergie gesetzt, bisher sind aber noch viele Dächer frei von Photovoltaik-Anlagen. Auf den Messegebäuden soll nun die größte Solaranlage der Hauptstadt entstehen, wie die Messe und die Stadtwerke Berlin am Donnerstag mitteilten. 15.000 Solar-Module sollen hier rund 5 Gigawattstunden Strom pro Jahr erzeugen - das entspricht etwa dem Verbrauch von 2000 Zwei-Personen-Haushalten. Bis 2025 soll die Anlage vollständig in Betrieb gehen, erste Teile schon im Frühjahr 2023.

Die Regierende Bürgermeistern Franziska Giffey (SPD) betonte, dass das Projekt einen erheblichen Beitrag zum Ziel leisten werde, bis 2035 ein Viertel des Stroms für Berlin mit Solarzellen zu erzeugen. Das Ziel liegt bisher noch in weiter Ferne: Laut dem sogenannten Photovoltaik-Dashboard für Berlin können mit den bestehenden Anlagen bei durchschnittlichen Wetterbedingungen 0,9 Prozent des jährlichen Strombedarfs der Hauptstadt gedeckt werden.

Der Ausbau auf der Messe ist umfangreich, der Blick auf das gesamte Ausbauziel lässt ihn aber gefühlt schrumpfen. Eine geplante Gesamtleistung von 6 Megawatt auf den Messedächern steht einem Ausbauziel von 4400 Megawatt gegenüber. Aber: Im ersten Halbjahr 2022 wurden in Berlin so viele Anträge für den Solarausbau gestellt wie im gesamten Jahr 2021, wie Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) berichtete.

«Wir müssen auch bei den kleinen Beiträgen mehr Anreize schaffen. Stichwort zum Beispiel Balkon-Kraftanlagen. Weil es geht ja auch um die Bewegung, eine Akzeptanz in der Bevölkerung», sagte Schwarz. Im Januar werde ein Förderprogramm auf den Weg gebracht, um den Bau kleiner Photovoltaik-Anlagen zu unterstützen. Jeder könne einen Beitrag zur Energiewende leisten.

Giffey verwies vor allem auf die mehr als 800 Schulstandorte in der Stadt als mögliche Träger von Solaranlagen. Auch in der Kultur gebe es große Diskussionen über einen nachhaltigeren Betrieb und die eigene Energieversorgung. Auf dem Tempelhofer Feld seien Solaranlagen mit dem Volksentscheid von 2014 nicht vereinbar, aber «man könnte ja das Dach nutzen», so Giffey.

Nicht alle Dächer sind für eine Installation von Solaranlagen geeignet, auch im Fall der Messe werden nicht alle Flächen bebaut. Von 150.000 Quadratmetern würden 50.000 Quadratmeter berücksichtigt, hieß es von Seiten der Messe. Das entspricht etwa sieben Fußballfeldern. Einige Hallen seien statisch nicht geeignet, zudem müsse etwa auf Belüftungsanlagen Rücksicht genommen werden. Kerstin Busch, Geschäftsführerin der Berliner Stadtwerke, rechnet für das Projekt mit Investitionskosten von grob sechs Millionen Euro.

Der auf den Messedächern erzeugte Strom soll zu 80 Prozent auf dem Gelände selbst genutzt werden, rund 20 Prozent würden ins Stromnetz eingespeist. Vor allem im Sommer, bei viel Sonne und wenig Betrieb in der Messe, wird voraussichtlich viel Energie ins Stromnetz fließen. Nach Angaben von Bürgermeisterin Giffey wird die Solaranlage auf der Messe die viertgrößte bundesweit. Die bisher größte Anlage in Berlin steht auf dem Dach der Fruchthalle am Großmarkt an der Beusselstraße. Mit einer Gesamtleistung von 1,8 Megawatt ist sie deutlich kleiner als die geplante Anlage auf der Messe.

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